Vietnam erkunden
- lisaluger
- 18. Okt. 2023
- 56 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Feb.
21. Oktober bis 5. November 2023
Schon seit langem wollten wir Vietnam besuchen. David war 1992 schon einmal da, kurz nachdem das Land für Touristen geöffnet worden war. Lisa wird Vietnam nun zum ersten Mal sehen und erleben. Wir entschieden uns für die organisierte Tour "Inside Vietnam" des Veranstalters "Explore, mit dem wir schon mehrere Male gereist sind. In der Regel sind deren Reisen gut organisiert und bisher hatten wir meistens Glück mit unseren Mitreisenden.
Die 15-tägige Tour ist vollgepackt mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten und wir werden daher sehr beschäftigt sein. Aber wir haben durchaus vor, in diesem Blog über einige unserer Erlebnisse und Eindrücke zu schreiben und hoffen, dass wir Zeit dafür haben werden. Falls nicht, nicht verzweifeln! Wir werden, falls wir eine Weile nicht schreiben können, den Reiseblog vervollständigen, sobald wir wieder zu Hause sind.
Unten seht ihr eine Karte von Vietnam (in rot) mit den umliegenden Ländern wie China, Laos, Kambodscha und Thailand.
Wir werden in Hanoi starten und über Halang, Hue und Danang nach Hoi An reisen.Von dort gehts nach Ho Chi Minh City (Saigon), wo wir u.a. das Mekong Delta und die Cu Chi Tunnel besuchen werden. Es gibt viel zu sehen. Aber davon mehr, wenn wir erst einmal vor Ort sind.

Reiseübersicht: Inside Vietnam
Unsere von dem Veranstalter "Explore" organisierte Tour "Inside Vietnam" bietet ein abwechslungsreiches Programm mit einer Vielzahl von Aktivitäten. Es verspricht Fahrten zu spektakulären Landschaften. Wir werden etwas über die alte und moderne Geschichte und die reiche Kultur Vietnams erfahren sowie über die kolonialen Einflüsse. Und selbstverständlich ist vietnamesisches Essen ein Thema wie auch Begegnungen mit Vietnamesen. Wir werden auch viele Gedenkstätten bzw. Schauplätze des Vietnamkrieges besuchen.
Der Besuch von Stätten, die mit dem Vietnamkrieg in Verbindung gebracht werden, ist zu einem einträglichen Teil der vietnamesischen Tourismusindustrie geworden. Manche nennen es "dunklen Tourismus" und argumentieren, es sei voyeuristisch und unangemessen, wenn Touristen Kriegsschauplätze, an denen sich Tragödien abgespielt haben, besuchen und örtliche Unternehmen damit Geld verdienen.
Die Frage ist also: Warum wollen Menschen diese Stätten besuchen? Mehr noch, warum wollen wir diese Stätten sehen?
Für unsere Generation ist der Vietnamkrieg ein besonderer Krieg.
Es war der erste Krieg, den die USA verloren haben, was die Wahrnehmung Amerikas als Supermacht dramatisch veränderte.
Es war auch der erste Krieg, in dem die Medien Kriegsgräuel und Regierungslügen aufdeckten, wodurch sich die öffentliche Meinung nicht nur zu diesem Krieg grundlegend veränderte.
Aus der Auseinandersetzung mit den Gräueln und der Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges ging die Antikriegsbewegung der damaligen Jugend oder besser gesagt die Friedensbewegung hervor. "Make Love, not war!", war der Antikriegs-Slogan.
Man kann daher mit Fug und Recht sagen, dass der Vietnamkrieg und die Proteste dagegen unsere Generation geprägt hat.
Wir wollen diese Gedenkstätten und Kriegsschauplätze besuchen, um zu verstehen, was damals in Vietnam geschah.
Wir erwarten eine respektvolle und informative Führung, die sich mit der Zeitgeschichte auseinandersetzt und sich nicht an Sensationslust orientiert. Unser Interesse besteht darin, das Wissen und die Erkenntnisse über die Vergangenheit auch für die Beurteilung bzw. Einordnung gegenwärtiger Ereignisse mit zu nutzen.
Einige Hintergrundinformationen zu Vietnam
Die längliche Form Vietnams wird durch seine natürlichen Grenzen bestimmt. Im Osten liegt das Südchinesische Meer und im Nordwesten und Westen trennen die Berge das Land von seinen Nachbarn Laos und Kambodscha. Die lange Form Vietnams wird oft als "Bambus mit zwei Reisschalen" bezeichnet, wobei die beiden fruchtbaren Tieflandregionen, das Delta des Roten Flusses im Norden und das Mekong-Delta im Süden, die Reisschalen darstellen und der dünne Bereich dazwischen der Bambusstab ist, der die beiden Reisschalen trägt. Diese Vorstellung bezieht sich auf die Art und Weise, wie Waren wie beispielsweise Lebensmittel oder Wasser traditionell transportiert werden.
Vietnams Kampf um Unabhängigkeit
In unserem Reiseführer steht: "Die Chinesen, die Franzosen, die Japaner und später sogar die mächtigste Macht der Welt, die USA - sie alle erhoben Ansprüche unterschiedlicher Art auf die kleine Nation in Südostasien. Und alle ihre Bemühungen endeten schließlich in einer Niederlage und einem erzwungenen Rückzug."
Das bedeutet, dass Vietnam während seiner gesamten Geschichte um seine Unabhängigkeit von den Chinesen, den Franzosen, den Japanern und später den USA gekämpft hat. Vor unserer Reise nach Vietnam, wollte ich, Lisa, mehr über die schwierige Geschichte Vietnams erfahren, die über den berüchtigten Vietnamkrieg hinausgeht. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, fasse ich hier für alle Interessierten einige der wichtigsten Punkte zusammen, die ich gefunden habe.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sah sich Vietnam mit den Machtansprüchen zweier ausländischer Rivalen, China und Frankreich, konfrontiert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts besetzte Frankreich ganz Indochina (Kambodscha, Laos und Vietnam). Vietnam wurde in drei Teile geteilt: die Kolonie Cochichina im Süden, das Annamprotektorat in der Mitte und Tonkin im Norden. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich eine antikoloniale Bewegung, initiiert von der gebildeten Oberschicht Vietnams, deren Söhne und Töchter in Frankreich zur Schule gegangen waren. Während des Zweiten Weltkriegs besetzten die Japaner ab 1940 das Land, tolerierten aber weiterhin die französische Verwaltung.
1945 gewährte Japan Vietnam schließlich die Unabhängigkeit. Die Japaner entwaffneten die französische Kolonialarmee und setzten den Nguyen-Kaiser Bao Dai ein, der unter ihrer Aufsicht regieren sollte.
Zur gleichen Zeit rief Ho Chi Minh zum bewaffneten Aufstand gegen die Marionettenregierung auf und begann den Kampf um die Unabhängigkeit Vietnams. Am 02. September 1945 rief er die Unabhängigkeit aus. Die Demokratische Republik Vietnam war geboren. Bao Dai musste kapitulieren und im Januar 1946 fanden in Vietnam zum ersten Mal demokratische Wahlen statt.
Der erste Indochinakrieg
Obwohl Frankreich die Unabhängigkeit Vietnams offiziell anerkannt hatte, besetzte es kurz darauf Saigon und Hanoi. Im November 1946 begann der Erste Indochinakrieg zwischen Frankreich und Vietnam, der mehrere Jahre andauern sollte. Die Regierung Ho Chi Minhs wurde in den Untergrund gedrängt und 1948 wurde der ehemalige Kaiser Bao Dai von den Franzosen als Regent des formell unabhängigen Staates Vietnam wieder eingesetzt.
Dieser im Grunde koloniale Konflikt wurde stark überlagert vom Kalten Krieg. China und Russland unterstützten den von Ho Chi Minhs Anhängern dominierten Norden mit Waffen und erkannten dessen Regierung als rechtmäßig an. Die westlichen Staaten stellten sich auf die Seite Frankreichs und der Marionettenregierung Bao Dais. Die französische Armee war erfolglos. In der entscheidenden Schlacht von Dien Bien Phu im Jahr 1954 besiegte die vietnamesische Volksarmee die französischen Truppen.
Auf der "Genfer Konferenz" in Paris im April 1954 trafen sich die verschiedenen Kriegsparteien sowie die Nachbarländer Laos und Kambodscha und die vier Weltmächte (USA, Sowjetunion, China und Großbritannien), um über die Zukunft Vietnams zu entscheiden. Man entschied sich für eine provisorische Demarkationslinie bei Dang Ha, um das Land bis zu den für Juli 1956 geplanten gesamtvietnamesischen Wahlen provisorisch aufzuteilen. Doch Dong Ha wurde für die nächsten 21 Jahre zu einer dauerhaften Grenze.
Im Norden regierten die Kommunisten unter Ho Chi Minh ihren eigenen Landesteil von der Hauptstadt Hanoi aus. Die städtischen und ländlichen Familienbetriebe wurden unter staatliche Kontrolle gestellt. Die Machthaber säuberten den Norden des Landes, angebliche Verräter wurden denunziert und hingerichtet. Infolgedessen flohen etwa eine Million Nordvietnamesen in den Süden. Die rigoros in Nordvietnam durchgesetzte Landreform 1955/56 verunsicherte die Bevölkerung zusätzlich und führte zu Aufständen im Norden.
Im Süden wurde 1955 Saigon zur Hauptstadt der pro-westlichen Republik Südvietnam ausgerufen. Der Antikommunist und Katholik Ngo Dinh Diem wurde Staatsoberhaupt. Er sagte die für 1956 geplanten gesamtvietnamesischen Wahlen ab und erklärte sich selbst zum Präsidenten. Südvietnam und die USA unterzeichneten das Abkommen der Genfer Konferenz nie.
Die französische Armee verließ Südvietnam im Jahr 1956. Mitte der 50er Jahre schickten die USA militärische Hilfe und Berater nach Südvietnam, um den Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam zu Gunsten des pro-westlichen Südens zu lösen. Unterdessen verwandelte sich die südvietnamesische Regierung in eine Diktatur, die mit rücksichtsloser Gewalt gegen Buddhisten, andere religiöse Gruppen und politische Dissidenten vorging.
Im Jahr 1963 verbrannten sich buddhistische Mönche öffentlich selbst und südvietnamesische Studenten demonstrierten auf der Straße.
Der Vietnamkrieg (der zweite Indochinakrieg)
Der Vietcong war eine Guerillaorganisation im Süden, die seit 1956 Teil des Widerstands war und von den Kommunisten Nordvietnams unterstützt wurde. Die politisch verfolgte und in den Untergrund getriebene südvietnamesische Opposition hatte mit Unterstützung der Kommunisten in Hanoi die Nationale Befreiungsfront (NFL) gegründet. Zu Beginn der 60er Jahre schickten die USA immer mehr Militärberater nach Südvietnam, da sie befürchteten, dass ein kommunistischer Sieg in Vietnam einen Dominoeffekt in den Nachbarländern auslösen würde. 1963, nach mehreren gescheiterten Putschversuchen, setzte das Militär mit Unterstützung der CIA und Präsident John F. Kennedys Ngo Dinh Diem als Präsident ab.
Der sogenannte Golf von Tonkin-Zwischenfall gilt als offizieller Auslöser des Vietnamkriegs, des zweiten Indochinakriegs. Im August 1964 lieferte sich der US-Zerstörer "Maddox" vor der Küste Nordvietnams ein Feuergefecht mit zwei Torpedobooten. Spätere Untersuchungen ergaben, dass die "Maddox" Teil eines geheimen Manövers mit der südvietnamesischen Marine gewesen war. US-Präsident Johnson nutzte diesen Vorfall als Vorwand, um mit Zustimmung des Kongresses Verstärkungstruppen nach Südvietnam zu schicken und die Bombardierung Nordvietnams anzuordnen. Die Amerikaner haben Nordvietnam nie offiziell den Krieg erklärt.
Die Task Force "Operation Rolling Thunder" bildete den Ausgangspunkt für den Einmarsch der USA in Nordvietnam. Im März 1965 gingen 25.000 Soldaten in der Gegend von Da Nang an Land. In den folgenden Jahren wuchs ihre Zahl auf eine halbe Million an.
Ziel des US-Militärs war es, mit modernster Waffentechnik die kommunistischen Soldaten aus Südvietnam zu vertreiben und den Norden zu besiegen. Doch der Vietcong ging mit Guerillataktiken gegen die US-Truppen vor, teilweise unterstützt von der Landbevölkerung. Die südvietnamesische Regierung hatte aufgrund ihrer repressiven Regierungsführung die Sympathie vieler Bauern verloren. Um die Unterstützung des Vietcong durch die südvietnamesische Landbevölkerung zu brechen, wurden viele von ihnen in Städte oder befestigte Dörfer umgesiedelt. Die südvietnamesischen Untergrundkämpfer (von den Amerikanern Charlie genannt) fügten den amerikanischen Soldaten durch Landminen, Tigerfallen, Überraschungsangriffe und Sabotageakte Verluste zu.
Die Tunnel von Cu Chi halfen dem Vietcong, praktisch unsichtbar zu werden. Diese Tunnel sind heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Tagsüber schienen die US-Truppen die Oberhand zu haben, doch in der Nacht schlug der Vietcong zurück und konnte schwere Schläge austeilen. Ein Sieg der kommunistischen Guerilla war jedoch aufgrund der Überlegenheit der Amerikaner, der Südvietnamesen und der Soldaten der anderen verbündeten Nationen nicht möglich.
Um dieses militärische Patt zu beenden, forderte der Stabschef der US-Armee, General Westmoreland, sogar den Einsatz von Atomwaffen, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Stattdessen ordnete er an, Agent Orange, ein chemisches Pestizid, das Dioxine enthält, über weite Gebiete zu verteilen, um Wälder zu entlauben und somit die Pfade des Vietcong sichtbar zu machen. Bevorzugtes Ziel dieser Entlaubungsaktionen war der so genannte Ho-Chi-Minh-Pfad, ein 16.000 km langes, stark verzweigtes Wegenetz, das teilweise nach Laos und Kambodscha führte. Die US-Streitkräfte warfen auch Napalm und konventionelle Bomben auf diese Pfade ab, um den militärischen Nachschub aus dem Norden in den Süden zu unterbrechen.
Ein Wendepunkt des Krieges war die Tet-Offensive. Am 31. Januar 1968, dem vietnamesischen Neujahrstag, Tet genannt, griffen die Kämpfer von Ho Chin Minh und Vietcong trotz des vereinbarten Waffenstillstands die Stellungen der amerikanischen und südvietnamesischen Streitkräfte an. Obwohl die Tet-Offensive kein Erfolg war, da die Vietcong- und Ho-Chi-Minh-Kämpfer schwere Verluste erlitten, änderte sich die öffentliche Meinung in den USA über den Vietnamkrieg. Die Journalisten wiesen nach, dass die amerikanische Kriegspropaganda über das baldige Ende des Krieges auf Lügen basierte. Zusätzlich wurden Bilder über Kriegsgräuel der amerikanischen Truppen veröffentlicht. Amerika stand unter Schock. Die Antikriegsbewegung in Amerika und Westeuropa wuchs exponentiell. Noch im selben Jahr kündigte Präsident Johnson offizielle Friedensverhandlungen an, die im Mai 1968 in Paris begannen. Ein Waffenstillstand, eine Bedingung für die Gespräche, hielt jedoch nur kurz an.
Das Ende des Krieges
Trotz der Friedensgespräche und Geheimverhandlungen wurde der Krieg mehrere Jahre lang fortgesetzt und Hanoi schwer bombardiert. Am 27. Januar 1973 unterzeichneten die Kontrahenten das Pariser Friedensabkommen, das den Krieg beendete und den Abzug der amerikanischen Streitkräfte garantierte. Eine nationale Aussöhnung lag jedoch in weiter Ferne.
Nach dem Abzug des US-Militärs drängte die nordvietnamesische Regierung auf den Sieg über den Süden. Anfang 1975 startete sie einen groß angelegten Angriff. Tausende von südvietnamesischen Soldaten flohen, als die nordvietnamesischen Truppen sich Saigon näherten. Präsident Nguyen trat zurück und floh nach Großbritannien. Am 30. April 1975 marschierten die nordvietnamesischen und kommunistischen Truppen in Saigon ein und eroberten den Präsidentenpalast, ohne dass die südvietnamesischen Truppen Widerstand geleistet hätten. Die Republik Südvietnam kapitulierte bedingungslos.
Das Ergebnis des Krieges war entsetzlich. Das ganze Land war in Schutt und Asche gebombt, die Infrastruktur war zerstört. Hunderttausende von Menschen waren verletzt oder behindert. 10 Millionen obdachlose Flüchtlinge und ehemalige Soldaten irrten durch das zerstörte Land. Durch den Einsatz von 80 Millionen Litern Entlaubungsmitteln durch das US-Militär waren große Teile der Tierwelt und der Wälder des Landes vergiftet oder ganz zerstört. Zahlreiche Missbildungen von Neugeborenen in Vietnam gehen auf die exzessive Kontaminierung durch Agent Orange zurück. Dioxine wirken sich langfristig auf die Nahrungskette aus, und noch Jahre nach Kriegsende werden sie als Ursache für zahlreiche Krebserkrankungen genannt.
Wiedervereinigung
Die ersten vietnamesischen Wahlen fanden im April 1976 statt und wurden von den Kommunisten gewonnen. Mit der Gründung der Sozialistischen Republik Vietnam (SRV) am 2. Juli 1976, mit Hanoi als Hauptstadt, wurden Nord- und Südvietnam wiedervereint. Ho Chi Minh, der 1969 gestorben war, erlebte diesen Sieg nicht mehr. Die Wiedervereinigung ging mit einer rigoros durchgeführten Übernahme, Umstrukturierung und Säuberung des kapitalistischen Südens einher. Wirtschaft und Landwirtschaft wurden verstaatlicht. Intellektuelle und alle politisch Andersdenkenden wurden verfolgt und in Umerziehungslager gesteckt. Die Religionsfreiheit wurde stark eingeschränkt. Die Veränderungen waren einschneidend und führten zu den größten Flüchtlingsströmen dieser Zeit. Etwa 2 Millionen Menschen, vor allem wohlhabende chinesische Geschäftsleute, für die in einem kommunistischen System kein Platz war, flohen zwischen 1975 und 1990 aus Vietnam, hauptsächlich als Bootsflüchtlinge über das Chinesische Meer. Außenpolitisch näherte sich die vietnamesische Regierung der Sowjetunion an, sehr zum Missfallen der chinesischen Verbündeten, die 1978 ihre Hilfe einstellte.
Das heutige Vietnam
Das Land befand sich nach dem Krieg in einer schwierigen Lage. Die Infrastruktur und die Industrie waren zerstört, die Region hatte unter Naturkatastrophen, enormen militärischen Kosten, der Inflation und der Entscheidung Chinas, die Hilfe einzustellen, zu leiden, was durch ein internationales Embargo, die Flucht gebildeter Teile der Bevölkerung und die zunehmende Korruption noch verschärft wurde. Kein Wunder, dass der Zusammenbruch der vietnamesischen Wirtschaft unmittelbar bevorstand. Tiefgreifende Reformen waren unumgänglich.
Auf dem Sechsten Nationalen Parteitag 1986 wurden weitreichende Wirtschaftsreformen beschlossen. Die politischen Machthaber setzten auf Dezentralisierung und Marktwirtschaft. Eine konsequente Umsetzung fand jedoch nicht statt. Nach einer weiteren Hungersnot im Norden Anfang 1988 schaffte die Regierung die landwirtschaftlichen Genossenschaften endgültig ab. Landwirte durften nun Land pachten und ihre Waren selbständig auf dem Markt verkaufen.
In den 1990er Jahren kam eine neue politische Generation an die Macht, die das alte kommunistische Regime durch eine "Erneuerung des Denkens" ablöste.
In der neuen Verfassung von 1992 wurde schließlich das Recht auf Privateigentum garantiert. Am 3. Februar 1994 ordnete Präsident Bill Clinton die Aufhebung des US-Handelsembargos gegen Vietnam an. Drei Jahre später, im Jahr 1997, erklärte sich die vietnamesische Regierung bereit, die Schulden der südvietnamesischen Regierung in Höhe von etwa 140 Millionen Dollar zu begleichen, um den Handel mit den USA zu ermöglichen. In der Folgezeit stieg das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern sprunghaft an. Außerdem ernannte Clinton 1997 den ehemaligen Kriegsgefangenen und US-Kongressabgeordneten Pete Peterson zum ersten US-Botschafter in Vietnam seit 1975. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, stattete Vietnam im November 2000 einen historischen Besuch ab. Er war das erste Staatsoberhaupt der USA, das Hanoi offiziell besuchte, und das erste, das Vietnam seit dem Abzug der US-Truppen im Jahr 1975 einen Besuch abstattete. Seit den tief greifenden Wirtschaftsreformen und der Aufhebung des US-Embargos floriert die Wirtschaft des Landes mit einer zweistelligen Wachstumsrate. Das Land wandte sich von der stark geförderten Schwerindustrie ab und besann sich wieder auf die typisch vietnamesischen Agrarindustrien. Vietnam ist heute einer der weltweit größten Exporteure von Reis. Das Land zog aufgrund seiner enormen Ölvorkommen, seiner liberalen Gesetze, seiner hoch motivierten Arbeitskräfte und des niedrigen Lohnniveaus erfolgreich ausländisches Kapital an. In den letzten Jahren hat sich die Wirtschaft von einer hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten zu einer Dienstleistungswirtschaft gewandelt, in der der Tourismus eine immer wichtigere Rolle spielt.
Hier könnt Ihr Euer Wissen über den Vietnamkrieg testen:
Die Medienberichterstattung veränderte den Krieg
In keinem anderen Krieg hatte die unzensierte Medienberichterstattung eine solche Wirkung, ganz anders als es die amerikanischen Militärstrategen geplant hatten. So veränderte beispielsweise die Berichterstattung über das Massaker von My Lai am 16. März 1968 die Einstellung der Öffentlichkeit zum Vietnamkrieg für immer. In einer 90-minütigen Such- und Zerstörungsaktion töteten US-Soldaten 504 Dorfbewohner: ältere Menschen, Frauen und Kinder. Weitere Informationen finden Sie hier. https://www.britannica.com/event/My-Lai-Massacre Die Bilder von Trang Bang im Jahr 1972 hatten eine noch stärkere Wirkung auf die öffentliche Meinung in der Welt. Einige erinnern sich vielleicht noch an die Fotos, die ein nacktes Mädchen zeigten, das weinend aus seinem von Napalmbomben zerstörten Dorf rannte. Dieses Bild wurde zur Ikone der Antikriegsbewegung. Weitere Informationen finden Sie hier. https://www.vanityfair.com/news/2015/04/vietnam-war-napalm-girl-photo-today

Tim Page war einer der berühmtesten und furchtlosesten Fotografen während des Vietnamkriegs. Sein spannendes Buch "Page After Page", in dem er seine Geschichte über seine Zeit in Vietnam erzählt, wurde als Miniserie "Frankie's House" verfilmt: https://www.imdb.com/title/tt0104294/
https://www.theguardian.com/media/gallery/2022/aug/24/tim-page-the-vietnam-war-photographers-career-in-pictures
https://www.theguardian.com/world/2022/sep/01/tim-page-obituary
Dave stand vor seiner ersten Reise nach Vietnam im Jahr 1992 in Kontakt mit Tim Page, der ihm einige Informationen und Empfehlungen zu Sehenswürdigkeiten und Besuchen gab. Dazu gehörten auch die Kontaktdaten eines vietnamesischen Fotografen, Herrn Hoang Van Cuong, der 1992 in Saigon eine Bar namens Cyclo Bar besaß. Er war während des Vietnamkriegs als Fotograf tätig. Nach dem Abzug der Amerikaner und dem Fall des Südens blieb er mit seiner Frau und seiner Familie zurück. Er tauchte unter, um den siegreichen Nordvietnamesen zu entkommen, die Saigon übernahmen und jeden potenziellen politischen Dissidenten verfolgten, insbesondere diejenigen, die für die Amerikaner gearbeitet hatten. Hoang Van Cuong überlebte, indem er Bauer im Mekong-Delta wurde. Nach neun Jahren wurde er gefangen genommen und in die Zwangsarbeitslager geschickt, die euphemistisch als "Umerziehungslager" bezeichnet wurden. Nachdem er fünf Jahre in diesem Lager verbracht hatte, wurde er 1989 entlassen. Nach vierzehn Jahren wurde er schließlich mit seiner Frau und seiner Familie wiedervereint.
Glücklicherweise war es ihm gelungen, die Negative der Fotos, die er während des Vietnamkriegs gemacht hatte, bei Mitgliedern seiner Großfamilie zu verstecken. 1992 waren diese Fotos in einer kleinen Galerie auf dem Dach seiner Bar ausgestellt. Er verkaufte sie für 20 US-Dollar pro Stück, um sein mageres Einkommen aus seiner Bar aufzubessern. Alle berühmten Kriegsfotografen der damaligen Zeit besuchten ihn, kamen in seine Bar und hefteten ihre Visitenkarten an die Wand seiner Galerie, um ihrem ehemaligen Kollegen die dringend benötigte Unterstützung zukommen zu lassen.
Bei seinem Besuch im Jahr 1992 kaufte Dave zwei seiner Fotografien, die noch immer in unserem Wohnzimmer in London hängen. Dave war kurz vor Weihnachten dort und erfuhr, dass eine Woche zuvor Carol Thatcher, die Tochter der ehemaligen Premierministerin Margret Thatcher, ebenfalls dort war und zehn Fotos von Cuong als Weihnachtsgeschenke für ihre Freunde in der Heimat gekauft hatte.
Wenn wir also in Saigon sind, werden wir auf jeden Fall versuchen, die Cyclo Bar zu finden und hoffen, Hoang Van Cuong zu treffen.
Hier ist ein Link zu der bemerkenswerten Geschichte von Hoang Van Cuong.
Unser Programm - Jetzt geht`s los:
Im Folgenden werden wir für jeden Tag unser von unserem Reiseveranstalter "Explore!" zusammengestelltes Tourprogramm einstellen (in italic und blau), gefolgt von unseren persönlichen Erzählungen und Eindrücken. Genießt die Reise mit uns.
Tag 1: Samstag 21. Oktober 2023
Der Flug von Heathrow nach Saigon, Ho Chi Minh City, war problemlos. 13 Stunden Flug für ein bisschen mehr als 10.000 km. Wir waren ziemlich überrascht über Vietnam Airlines, denn die Bewertungen, die wir gelesen hatten, waren ziemlich schlecht gewesen. Aber die normalerweise todlangweilige Einführung in die Regeln an Bord war lustig und erregte unsere Aufmerksamkeit:
Es wurde ein Video mit Flugbegleitern gezeigt, die traditionelle vietnamesische Tänze vollführten, während sie erklärten, dass man nicht rauchen darf, wie man sich anschnallt oder wie man seine Sauerstoffmaske oder Sicherheitsweste anlegt.
Das Essen war vietnamesisch und sehr gut, auch wenn es für uns gewöhnungsbedürftig war, zum Frühstück Hühnernudelsuppe zu essen. Die Alternative, Hash Brownies, Speck und Rührei und fades Brot, erschien uns nicht so aufregend. Wein und Bier wurden großzügig ausgeschenkt und man wurde nicht nach einem Glas belehrt, dass Alkohol beim Fliegen schädlich ist, wie wir es allzu oft bei British Airways, Virgin Airlines und American Airlines erlebt haben, während es in der First und Business Class Champagner und Wein ohne Ende gab und zwar in richtigen Gläsern.
Was für eine Überraschung! Zu all unseren Mahlzeiten gab es echte Messer, Gabeln und Gläser, wie wir sie in der "Cattle Class" anderer Fluggesellschaften seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Auch die Filmauswahl war interessant. Man konnte nur zwischen asiatischen und Hollywood-Krachern wählen. Da ich sowieso nicht schlafen konnte, entschied ich mich für drei vietnamesische Filme, die mehrfach Preise gewonnen hatten, und ich wurde nicht enttäuscht. Besonders gut gefiel mir der Film "Green Papaya" über ein junges vietnamesisches Mädchen vom Lande, das als Hausmädchen bei einer Familie in der Stadt arbeitet. Eine gute Einführung in das Leben in Vietnam, ein Land, das ich noch nie besucht hatte.
Tag 2: Sonntag, 22. Oktober 2023 - Beginn der Tour in Hanoi
Ankunft in Vietnams Hauptstadt, die für ihre reiche Kultur, ihr pulsierendes Leben und ihre kolonialen Einflüsse auf die jahrhundertealte Architektur bekannt ist. Kleine Seen, die über die Stadt verstreut sind, werden von belebten Straßen und geheimen Gassen umschlossen, die darauf warten, erkundet zu werden.
Von Ho-Chin-Minh-Stadt aus mussten wir weiter nach Hanoi reisen (ein weiterer 2-stündiger Flug), wo wir uns mit dem Rest der Reisegruppe trafen, um unsere Tour zu beginnen. Wir sind eine Gruppe von 13 Personen, meist in einem ähnlichen Alter wie wir, ab 60, mit ähnlichen Interessen.
Wir beginnen unsere Tour in Hanoi, der "Stadt zwischen den Flüssen", wie die Vietnamesen ihre Hauptstadt nennen. Hanoi gilt auch als eine der schönsten Städte Asiens, mit französischem Charme und typisch vietnamesischem Chaos, sagte man uns. Wir werden sehen. Obwohl Saigon in der Kolonialgeschichte und in den Kriegen der letzten beiden Jahrhunderte eine wichtige Rolle spielte, wird Hanoi, das im Delta des Roten Flusses und an den nahe gelegenen Bergen liegt, mit seiner über 4000 Jahre alten Geschichte als die Wiege Vietnams bezeichnet. Wie an keinem anderen Ort in Vietnam, so heißt es, beeinflussen die verschiedenen Epochen die Atmosphäre dieser Stadt. Könige, Konfuzius, Kolonialherren, das Militär und in jüngster Zeit auch Kapitalisten haben das Stadtbild geprägt. Hier finden sich Hunderte von Tempeln und Pagoden, Fassaden aus der Kolonialzeit, zahlreiche Museen, Art-Deko-Villen und moderne Hochhauskaufhäuser. Es gibt so viel zu sehen, aber wir haben nur wenig Zeit. Wir können nur einen kurzen Blick auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt werfen.
Tag 3: Montag, 23. Oktober 2023 - Entdecken Sie die Sehenswürdigkeiten von Hanoi, einschließlich des alten Viertels Heute Morgen besichtigen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Hanoi. Die Stadt ist architektonisch wie eine französische Provinzstadt gestaltet, mit von Bäumen gesäumten Boulevards und soliden, niedrigen Häusern, und hat einen wunderbar nostalgischen Charakter. Zu den interessanten Sehenswürdigkeiten gehören die bezaubernde Ein-Säulen-Pagode, der Konfuzius-Tempel und der Präsidentenpalast. Ho Chi Minh selbst, ein spartanisch lebender und gelehrter Mann, zog es vor, nicht im Präsidentenpalast zu wohnen, sondern in einem einfachen Stelzenhaus aus Teakholz, das eigens für ihn auf dem Gelände errichtet wurde. Heute Nachmittag spazieren wir durch die engen Gassen des faszinierenden alten Viertels, dessen Straßen nach verschiedenen Handwerken oder Spezialitäten benannt sind: Papierstraße, Seidenstraße, Korbstraße und so weiter. Die Läden haben sehr schmale Fassaden, sind aber recht tief; sie sind im Volksmund als Röhrenläden bekannt. Auf den Bürgersteigen verkaufen Lebensmittelverkäufer Nudeln, Snacks und Pfannengerichte aus Umhängetaschen. Der Geruch des Essens vermischt sich mit dem Duft des Weihrauchs aus den kleinen Tempeln, die hier überall stehen. Hanoi ist super interessant. Es gibt so viel zu sehen und so viel zu tun. Zunächst einmal ist das Essen sehr lecker. Unser Reiseleiter findet immer kleine Restaurants und Plätze, wo wir essen können. Am ersten Abend brachte er eine große Coca-Cola-Flasche voll mit selbst gemachtem Reiswein, den sein Vater hergestellt hatte. Der schmeckte auch sehr gut und lockerte die Gruppe auf.
Unser Reiseleiter ist sehr kenntnisreich und erzählt uns auch viele Geschichten über die vietnamesische Lebensweise. Ich war sehr erstaunt über die schmalen hohen Häuser in ganz Hanoi. Er erklärte mir, dass Grundstücke sehr teuer sind. Das ist der Grund, warum die meisten Häuser nur 3 Meter breit, aber mehrere Stockwerke hoch sind. Diese Häuser werden auch Röhrenhäuser genannt. Denn obwohl schmal, sind sie lange, manchmal bis zu 60-80 Meter, und beherbergen vielleicht eine Werkstatt, Wohn- und Schlafräume und einen begrünten Hinterhof, wo Gemüse angebaut wird. Jedes Haus hat im Erdgeschoss einen Laden, in dem die Familie etwas verkauft. Und das ist ein weiterer Grund dafür, dass die Häuser schmal sind: Die Steuer für das Geschäft wird nach der Breite der Ladenfront berechnet.
Da die Häuser so schmal sind, werden die Waren auf dem Bürgersteig ausgestellt und auch dort verkauft. Es ist also schwierig, sich auf den Bürgersteigen zu bewegen, und oft muss man auf die belebten Straßen ausweichen und riskiert, von den vielen Motorrädern überfahren zu werden.
Es gibt viele winzige Restaurants, in denen die Leute auf kleinen Stühlen oder Hockern sitzen. Wir erfahren auch, dass nur wenige Menschen in Vietnam einen Kühlschrank besitzen. Deshalb gehen sie ein paar Mal am Tag Lebensmittel einkaufen. In Hanoi gibt es keine großen Supermärkte, sondern die Menschen kaufen in kleinen Läden auf der Straße ein. Das erklärt, warum wir so viele Lebensmittelgeschäfte auf dem Bürgersteig sehen, die Gemüse, Reisnudeln, Fisch, Meeresfrüchte oder Fleisch anbieten. Die Ladenbesitzer erhalten eine Lieferung von Lebensmitteln und bereiten sie auf dem Bürgersteig für den Verkauf vor. In einer Metzgerei wird beispielsweise morgens ein halbes Schwein (auf einem Motorrad) angeliefert, das die Ladenbesitzerin in Stücke schneidet, damit die Kunden es im Laufe des Vormittags kaufen können. Das Geschäft läuft gut und am Mittag ist das halbe Schwein weg. Ein Kühlschrank ist nicht nötig.
Die Straßen sind voll mit Motorrädern, Fahrrädern und Autos. Wir sind beeindruckt, wie schwer beladen manche Motorräder und Fahrräder sind und wie sicher die Fahrer sie durch den Verkehr manövrieren.
Wir besichtigen das Ho Chi Minh Mausoleum - aber nur von außen, denn montags ist es für Besucher geschlossen. Hier wurde Ho Chi Minh einbalsamiert - jedoch gegen seinen ausdrücklichen Wunsch, denn er wollte seine Asche in drei Teile aufgeteilt und in drei Keramikurnen aufbewahrt wissen. Die drei Teile sollten den Norden, das Zentrum und den Süden des Landes repräsentieren.
Gegenüber dem Mausoleum ist das Gebäude der Nationalversammlung, wo Ho Chi Minh am 2. September 1945 die Unabhängigkeitserklärung verlesen hat.
Nicht weit von hier ist der frühere Präsidentenpalast, erbaut von 1900 bis 1908 als Residenz des Generalgouverneurs. Ho Chi Minh wollte nicht in dem protzigen Gebäude wohnen, sondern hat sich ein bescheideneres Haus am See bauen lassen. Im Sommer, wenn es zu heiß war, ist er in eine kleine Hütte auf Stelzen nebenan gezogen.
Natürlich besichtigen wir auch Sehenswürdigkeiten wie die Einsäulenpagode und den Literaturtempel, der jahrhundertelang das intellektuelle und spirituelle Zentrum des damaligen Königreiches war.
Fotos von links nach rechts: Ho Chi Minh Mausoleum, Präsidentenpalast, Literaturtempel
Nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angesehen hatten, erkundeten wir das französische Viertel. Hier gibt es viele prächtige, von den Franzosen erbaute Häuser, die heute meist als Regierungsgebäude dienen oder in denen Botschafter wohnen und Botschaften untergebracht sind.
Wir sehen häufig mobile Blumenstände, an denen junge hübsche Frauen Blumen für schöne Fotos kaufen oder mieten können. Die Fotos werden entweder von einem der vielen professionellen Fotografen oder von einem Freund oder einem Familienmitglied gemacht.
Kurz vor 11 Uhr müssen wir in eine enge Straße einbiegen, um uns in ein Café zu setzen. Wir sind aufgeregt, denn wir warten darauf, dass der Zug aus Saigon, der Reunification Express, durch diese sehr enge Straße fährt. Einige von uns sitzen auf einem Balkon, andere sind unten in der Nähe der Gleise. Wir alle halten unsere Kameras bereit. Dave hat einen besonderen Platz gefunden, von dem aus er die perfekte Aussicht hat, aber die Einheimischen rufen ihm zu, er solle zurück an die Hauswand gehen. Sie bringen ihm sogar einen winzigen Stuhl, auf dem er sitzen kann, warnen ihn aber trotzdem, er solle sein Bein einziehen, weil der Zug bald kommen würde. Und wir hören ihn schon, lange bevor wir ihn sehen. Aber dann taucht er auf und nähert sich sehr schnell. Ein riesiger Zug kommt mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Wir pressen unsere Körper an die Wand, Dave zieht schnell seine Knie ein. Der Zug ist unglaublich lang und fährt so dicht an uns vorbei, dass wir, eingeklemmt zwischen Zug und Wand, fast klaustrophobisch werden. Aber sehr aufregend!
Hier ist Daves Videoclip vom beeindruckenden Reunification Express.
Danach essen wir in dem Café zu Mittag, von dem aus wir den Zug beobachtet haben. Es ist alles gut organisiert, geschäftsmäßig. Der Zug fährt etwa vier Mal am Tag durch die Gasse. Die restliche Zeit des Tages und nachts ist die Bahnstrecke leer und wird von Familien genutzt, um den Tisch für alle zu decken und das gemeinsame Essen zu genießen. Der Fahrplan ist bekannt und so ist das Zusammensein auch ganz entspannt.
Anschließend spazieren wir stundenlang durch das alte Viertel. Dies ist die historische Altstadt mit einer interessanten Architektur und vielen Geschäften und Märkten. Es gibt Straßen, in denen Seide, Schmuck, Körbe, Schuhe, Seifen, Papier-, Zinn- und Bambusprodukte, Fleisch, Fisch, Gemüse usw. verkauft werden. Es ist faszinierend, durch die Straßen zu schlendern und die Sehenswürdigkeiten und Gerüche in sich aufzunehmen...
Später machen wir eine Rikschatour durch die Altstadt. Die Rikschas sind Fahrräder, die von Männern mit starken Beinen angetrieben werden. Das ist eine faule Art, die Stadt kennenzulernen, aber nach vielen Kilometern zu Fuß genießen wir es, faul zu sein.
Für fünf Uhr nachmittags haben wir Karten für das Wasserpuppentheater gebucht. Diese Vorführungen, die fünfmal täglich angeboten werden, werden von Massen von Menschen besucht. Eine Gruppe von Musikern und Sängern trägt traditionelle Lieder vor und erzählt dazu Geschichten über das traditionelle Leben in Vietnam, über Wasserbüffel, Drachen, Fischer, Reisbauern usw. Es ist ein großer Spaß, wenn die Drachen Wasser spucken und die Fische aus dem Wasser fliegen. Die Puppen werden hinter einer Leinwand von einer Gruppe von Leuten bedient, die bis zu den Hüften im Wasser stehen. Mit langen Bambusstangen und Fäden bewegen sie die Puppen über das Wasser. Ich kann nur hoffen, dass das Wasser warm ist oder sie Neoprenanzüge tragen.
Wir haben ein weiteres köstliches Abendessen in einem kleinen Restaurant. Unser Reiseführer wählt Orte aus, an denen hauptsächlich Vietnamesen speisen. Die Restaurants sehen meist eher bescheiden aus und wir würden sie normalerweise wahrscheinlich nicht besuchen. Wir haben noch kein Touristenrestaurant von innen gesehen. Gut so.

Sehr lecker!!
Tag 4: Dienstag, 24. Oktober 2023 - Freie Zeit in Hanoi, dann Fahrt zur Halong-Bucht Heute Vormittag haben wir Zeit zur freien Verfügung in Hanoi, vielleicht um eines der zahlreichen Museen oder Ho Chi Minhs strenges Mausoleum zu besuchen, das dem von Lenin in Moskau ähnelt. Anschließend fahren wir in Richtung der berühmten Halong-Bucht im Golf von Tonkin. Tausende von zerklüfteten Kalksteininseln ragen aus dem jadegrünen Wasser wie die haarigen Schuppen eines untergetauchten Drachens. Halong bedeutet so viel wie: "Wo der Drache ins Meer hinabsteigt". Die Legende besagt, dass die zerklüftete Meerlandschaft durch den stampfenden Schwanz eines Drachens entstand, der von den Bergen ins Meer stürzte und die Inseln in seinem Kielwasser mit sich riss. Der heutige Morgen steht zur freien Verfügung. Wir fahren zum Hanoi Hilton. Dabei handelt es sich nicht um ein luxuriöses Hotel, sondern um das berüchtigte Gefängnis Hoa Lo in Hanoi, das von den amerikanischen Kriegsgefangenen, zumeist Piloten und Flugtechniker, die beim Abschuss ihrer Flugzeuge gefangen genommen und festgehalten worden waren, sarkastisch Hanoi Hilton genannt wurde. Der berühmteste von ihnen war John McCain, der spätere demokratische Senator, der vor kurzem verstorben ist und von dem Donald Trump sagte, er sei ein Verlierer, weil er sich hat gefangen nehmen lassen. Er wurde gefangen genommen und gefoltert und fünf Jahre lang in diesem Gefängnis festgehalten, bis er und alle anderen amerikanischen Kriegsgefangenen nach der Unterzeichnung des Pariser Friedensabkommens am 27. Januar 1973 freigelassen wurden.
Das Gefängnis wurde ursprünglich 1896 von den französischen Kolonialherren erbaut und 1954 an die vietnamesischen Behörden übergeben. Ein großer Teil des Gefängnismuseums ist der Geschichte und den schlechten und entsetzlichen Bedingungen gewidmet, unter denen die Franzosen die vietnamesischen Gefangenen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts inhaftierten.

Ein anderer Teil berichtet über den amerikanischen Vietnamkrieg und wie gut die Vietnamesen die gefangenen amerikanischen Soldaten behandelten. Der Ausstellung und den Fotos des Museums zufolge erhielten sie gutes Essen, durften Sport treiben, Basketball und Baseball spielen, Weihnachten feiern und Lebensmittelpakete von ihren Familien erhalten. Dies steht in gewissem Widerspruch zu den Berichten amerikanischer Soldaten über Folter und Verhöre, die wir vor unserer Ankunft in Vietnam gelesen hatten. Den Gefangenen wurden auch Filme gezeigt, um sie über das Land Vietnam und die Menschen, gegen die sie gekämpft hatten, aufzuklären. Als die Gefangenen schließlich entlassen wurden, erhielt jeder von ihnen neue Kleidung und eine Tasche voller Geschenke. Das alles ist auf den vielen Fotos zu sehen.
Auffallend ist der Teil der Ausstellung, der sich mit der Versöhnung zwischen den beiden Ländern, den USA und Vietnam, befasst. Fotos dokumentieren die Besuche von US-Präsidenten und Diplomaten sowie die Versöhnungsbemühungen der USA, um einen Teil des Schadens wiedergutzumachen, den sie dem Land zum Beispiel durch den Einsatz von Agent Orange zugefügt hatten. Auch amerikanische Soldaten waren zurückgekommen, um das Gefängnis zu besuchen und um Vergebung zu bitten. Der Besuch war lohnenswert und regt zum Nachdenken an.

Mehr Informationen auf https://en.wikipedia.org/wiki/Hỏa_Lò_Prison
Am Nachmittag machen wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Ha Long an der Küste. Unterwegs halten wir an einem Gemüsefeld an und beobachten wie die Landarbeiter das Land bearbeiten.
Zum Abendessen in Ha Long bestellt unser Reiseleiter, der uns so viele typisch vietnamesische Gerichte wie möglich zeigen will, einen Hot Pot für zehn Personen. Dabei handelt es sich um eine große Metallschüssel mit Suppe auf einem kleinen Gaskocher, die in der Mitte unseres großen Tisches steht. Dann kommen alle möglichen Zutaten, die ebenfalls in der Mitte um den Hot Pot herum platziert werden, auf den Tisch: Rind- und Schweinefleischscheiben, verschiedene Gemüsesorten, Tofu, noch lebende Scampis, die versuchen, vom Teller zu springen. Unser Führer schüttet einen Teller voller Leckereien nach dem anderen in die heiße Brühe im Topf. Nachdem die Zutaten einige Minuten gekocht haben, werden sie auf unsere Teller verteilt. Sehr lecker! Es ist nur etwas unangenehm zu beobachten, wie die Scampis in den Topf geworfen werden und einige von ihnen versuchen, wieder herauszuspringen, um der kochenden Brühe zu entkommen. Trotzdem haben sie sehr gut geschmeckt.
Tag 5: Mittwoch, 25. Oktober 2023 - Fahrt durch die Halong-Bucht; von Hanoi Nachtzug nach Hué Heute Morgen genießen wir die romantische Kulisse der Halong-Bucht auf einer Kreuzfahrt zwischen den Inseln. Wir werden die Gelegenheit haben, an einer Grotte unter hoch aufragenden Klippen anzuhalten und vielleicht einen Strand zu besuchen. Es ist interessant, die kuriose Mischung aus Touristenbooten, traditionellen Dschunken und hölzernen Sampans zu sehen, die durch die Gewässer gleiten. Wir genießen ein Mittagessen mit Meeresfrüchten an Bord des Schiffes, bevor wir zu unserem Hotel in Hanoi zurückkehren, um uns frisch zu machen, um dann den Reunification Express nach Hué zu besteigen. Am Morgen machen wir eine Bootsfahrt durch die Halong-Bucht. Wir sind überwältigt von der wunderschönen Bucht, in der über 1900 kleine Inseln aus dem Wasser ragen. Sie haben alle unterschiedliche Formen und werden nach ihrer Gestalt benannt, wie z. B. Hühnerinsel, Schweineinsel, Schildkröteninsel. Auf einer der Inseln, Ti-Top, halten wir an und steigen auf einen höher gelegenen Aussichtspunkt, von wo aus wir eine faszinierende Aussicht haben.
Anschließend besuchen wir eine riesige Höhle, Hang Sung Sat genannt, und bewundern die vielen beeindruckenden Stalaktiten und Stalakmiten.
Dann ist es an der Zeit, nach Hanoi zurückzukehren. Aber wir halten noch kurz an einer Perlenfarm und erfahren, wie Perlen in Austern gezüchtet werden. Interessant! Selbstverständlich gehört zur Perlenfarm auch ein großer Laden, in dem wunderbare Perlenketten, Ringe und Ohrringe ausgestellt werden. Leider ein bisschen zu teuer für uns.
Danach geht es zurück nach Hanoi, um unseren Nachtzug nach Hue zu erreichen.
Tag 6: Donnerstag, 26. Oktober 2023 - In Hué; Bootsfahrt auf dem Parfümfluss zur Thien Mu-Pagode Wir kommen in Hué an, einem der großen kulturellen und religiösen Zentren Vietnams, einem ruhigen, beeindruckenden Ort. Der Parfümfluss, der die Stadt in zwei Hälften teilt, ist seit Jahrhunderten Inspiration für Dichter und Maler. Heute Nachmittag unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem Parfümfluss von Hué zur Thien Mu-Pagode. Dieser ruhige Tempel ist der älteste in Hué und zugleich das Symbol der Stadt. Um 10.30 Uhr morgens erreichten wir nach einer 13 ½-stündigen Zugfahrt Hue. Wir waren in Kabinen mit Etagenbetten für vier Personen untergebracht. Decken und Kissen wurden zwar zur Verfügung gestellt, aber ich war trotzdem froh über unsere eigenen dünnen Seidenschlafsäcke. Man weiß ja nie, ob das Bettzeug frisch gewaschen ist.
Ich konnte beim Rattern dieses alten Zuges überraschend gut schlafen. Vielleicht lag es aber auch am Bier, das einige der "Jungs" unserer Reisegruppe ergattert hatten und es großzügig mit uns teilten, dass wir so gut schliefen. Der Komfort für die Morgentoilette war minimalistisch. Jeder Waggon hatte zwei Toiletten und eine daneben liegenden Nische mit einem Waschbecken, Spiegel, Seife und einem Handtuch. Das Betätigen der Toilettenspülung kam einem Intelligenz- und Geschicklichkeitstest gleich, weil der eigentliche Griff offensichtlich verloren gegangen war. Nur noch ein unscheinbarer Metallstift war zu sehen. Man musste also auf die Idee kommen, dass man diesen Stift mit einiger Mühe herausziehen und ihn dann wieder hinein drücken sollte. Ich habe es hingekriegt, aber wie man nach einer Weile sehen und riechen konnte, muteten sich die meisten so eine Anstrengung nicht zu.
Morgens wurden Wägen mit nicht allzu verlockenden Zutaten für`s Frühstück durch den Gang geschoben. Es gab altes Brot mit undefinierbaren Soßen. Da knabberten Dave und ich lieber an unseren Reiskräckern, denn wir wollten uns keinesfalls unterwegs den Magen verderben. Schließlich lagen ja noch viele Unternehmungen vor uns. Ich genoss es jedenfalls sehr, an meiner heißen Tasse Tee zu nippen, langsam aufzuwachen und mich auf unser nächstes Abenteuer zu freuen.
Hue, die Kaiserstadt, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, war einst die Hauptstadt Vietnams und wurde zwischen 1802 und 1945 von der Nguyen-Dynastie regiert, bis die kommunistische Regierung unter Ho Chi Minh die Macht übernahm und Hanoi zur Hauptstadt machte. Hue ist eine Offenbarung für alle, die sich für die Kulturgeschichte Vietnams interessieren. Die Kaiserstadt Hue besteht aus der Verbotenen Purpurstadt, Königsgräbern, Pagoden, Tempeln, königlichen Quartieren, einer Bibliothek und einem Museum. Glücklicherweise haben viele der Gräber, Pagoden und Burgen die heftigen Kriege überstanden.

In Hue angekommen, nehmen wir eines der Drachenboote, die den Perfum-Fluss entlangfahren. Es bringt uns durch eine wunderschöne Landschaft zur berühmten Thien Mu Pagode, der ältesten Pagode in Hue, die 1601 erbaut wurde. Die Pagode ist das inoffizielle Wahrzeichen von Hue. Sie ist von einem üppigen, gepflegten Garten mit vielen Blumen und Pflanzen umgeben.
Die Pagode ist auch deshalb bekannt, weil sie zu einem Brennpunkt der Proteste gegen den rigiden Umgang Präsident Ngo Dinh Diems mit den Buddhisten wurde. Ngo, ein gläubiger Katholik, bevorzugte Katholiken und diskriminierte Buddhisten im öffentlichen Dienst, in der Armee und bei der Verteilung staatlicher Hilfen. Im Sommer 1963 tötete die Armee neun Buddhisten. Im ganzen Land kam es zu Protesten und die Thien-Mu-Pagode wurde zu einem wichtigen Treffpunkt der buddhistischen Bewegung und war häufig ein Ort der Proteste.
Die Thien-Mu-Pagode war das Heimatkloster des buddhistischen Mönchs Tich Quang Duc, der die Welt schockierte, als er sich 1963 in Saigon aus Protest gegen die Verfolgung von Buddhisten durch die südvietnamesische Regierung selbst in Brand steckte.
Im Garten der Pagode steht das Fahrzeug, mit dem Thich Quang Duc im Juni 1963 nach Saigon fuhr. An der Wand hängt ein Zeitungsartikel, der den brennenden Mönch zeigt. (Siehe unten)
Zum Mittagessen hatte unser Reiseleiter einen besonderen Leckerbissen für uns geplant. Jahrhundertelang beschäftigte die königliche Familie ihre speziellen Köche, die für sie die erstaunlichsten Gerichte zubereiteten. Unser Reiseleiter organisierte für uns ein spätes Mittagessen, das von einer Familie zubereitet wurde, die seit Generationen für die königliche Familie gekocht hatte.
Erwartungsvoll betreten wir die Zitadelle, um zu ihrem Haus zu gelangen. Und es ist in der Tat ein königliches Essen. Es ist die beste Mahlzeit, die wir in Vietnam hatten, vielleicht sogar die beste überhaupt.
Unser königliches Menü: Frühlingsrollen, Marigold, Reis,Tofu, gefüllte Tomaten, gebratener Fisch, grüner Papayasalat, Annanas und noch viele andere Köstlichkeiten.
Daneben unsere Gastgeber, die königlichen Chefköche.
Am Abend spazieren Dave und ich durch Hue auf der Suche nach einer bestimmten Bar, die Dave im Internet gefunden hat: die DMZ-Bar, was für Demilitarisierte Zone steht. Die Bar wurde 1994 als Treffpunkt für Kriegsveteranen und kriegsinteressierte Reisende eröffnet, um von dort aus Touren durch die entmilitarisierte Zone zu unternehmen, die während des Krieges Nord- und Südvietnam trennte. Die DMZ befand sich nördlich von Hue und war Schauplatz vieler Schlachten.
Wir freuen uns, als wir sie tatsächlich finden und gönnen uns einen Drink. Dave kauft sich zur Erinnerung ein T-Shirt mit einer Karte der DMZ auf der Rückseite.
Der Kellner fragt schüchtern, ob es uns etwas ausmachen würde, ein wenig mit ihm zu sprechen, denn er wolle sein Englisch üben. So erfahren wir, dass er ein junger Student der Journalistik ist und wie viele andere Studenten auch in Restaurants und Geschäften arbeitet, weil es in Vietnam keine staatliche Unterstützung für Studierende gibt. Aber er will nicht von seinem Leben erzählen, sondern er hat Fragen an uns, Fragen zu unseren Reisen, unseren Erlebnissen und unserer Lebenserfahrung, besonders aber zur Bedeutung von gutem Journalismus und der Berufsethik eines Journalisten. Wir legen unsere Meinung dar, dass ein Journalist immer wahrheitsgetreu berichten müsse. Er bejaht das, gibt aber zu bedenken, dass dies in seinem Land, in Vietnam, nicht immer möglich sei.
Tag 7: Freitag, 27. Oktober 2023 - In Hué, Besuch der kaiserlichen Zitadelle; freier Nachmittag
Heute Vormittag lernen wir die faszinierende Geschichte von Hué bei einem Besuch der kaiserlichen Zitadelle kennen. Der am linken Flussufer gelegene Palast wurde von der Nguyen-Dynastie erbaut, die von Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945 in Vietnam herrschte. Die Zitadelle verfügt über formale Wassergräben und beeindruckende Festungsmauern, die von 20.000 Männern errichtet wurden, und war eine Kopie der Verbotenen Stadt in Peking. Obwohl der größte Teil der Innenstadt während der einmonatigen Tet-Offensive im Jahr 1968 völlig zerstört wurde, erinnern die gewaltigen Außenmauern und der Westflügel noch heute an den einstigen Glanz des Palastes. Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung, um vielleicht einige der umliegenden Kaisergräber zu erkunden.
Wir verbringen den Morgen damit, die kaiserliche Zitadelle, das wunderschöne Gelände und den Garten zu erkunden. Leider wird der Palast gerade renoviert, so dass wir ihn nicht von innen sehen können.
Mehr Informationen über die Geschichte der Zitadelle und Hue ist hier zu finden.
Am Nachmittag, nach einem üppigen Mittagessen in einem Kloster (nur Gemüse), besuchen wir ein Dorf, in dem Räucherstäbchen produziert werden. Wir lernen, wie man sie herstellt und können üben, Stäbchen mit Zimt-, Zitronengras- und Jasminduft herzustellen.
Ich lerne Räucherstäbchen herzustellen während Dave sich zwischen farbenfrohen und duftenden Räucherstäbchen ausruht.
Der Rest der Gruppe fährt danach weiter, um einige der Kaisergräber in der Umgebung zu erkunden. Wir passen und beschließen, zurück nach Hue zu fahren, um die Stadt zu erkunden und eine Tasse Kaffee in einem der vielen netten Cafés zu genießen.
Tag 8: Samstag, 28. Oktober 2023 - Landschaftlich reizvolle Fahrt über Danang nach Hoi An
Wir genießen eine landschaftlich reizvolle Fahrt über den spektakulären Col des Nuages, auch bekannt als Hai-Van-Pass, während der wir an ländlich geprägten Landschaften mit strohgedeckten Holzhäusern und kalkgrünen Reisfeldern vorbei ziehen und schließlich einen Panoramablick auf das Meer genießen können. In Danang, dem ehemaligen Zentrum des Königreichs Champa (2. Jh. n. Chr. - 1720), besuchen wir das Cham-Museum, das eine schöne Sammlung von Cham-Skulpturen beherbergt. Unser nächster Halt ist bei den nahe gelegenen fünf Gipfeln der Marmorberge, die die fünf Elemente Wasser, Holz, Feuer, Gold und Erde darstellen sollen. Natürlich entstandene Grotten wurden in kunstvoll geschnitzte buddhistische Heiligtümer verwandelt. Nicht weit von den Bergen entfernt befindet sich der weiße Sandstrand von My Khe Beach (von den amerikanischen Truppen China Beach genannt) - ein idealer Ort für eine kurze Rast. Schließlich erreichen wir unser Ziel - die UNESCO-Welterbestadt Hoi An.
Heute ist ein Tag des Reisens. Also lehnen wir uns entspannt zurück und lassen die schöne Landschaft, die wir auf unserem Weg nach Da Nang durchqueren, auf uns wirken. Das satte Grün dieser Gegend überrascht uns, denn vor 50 Jahren, während des Vietnamkrieges, war hier alles durch Agent Orange und andere chemische Waffen vergiftet und zerstört worden. Erstaunlich, wie sich die Natur wieder erholt!
Fahrt an die Da Nang Bucht
Das Cham Museum in Da Nang beherbergt einige der bedeutendsten Cham Skulpturen
Der China Strand und die Marble Mountains
Tag 9: Sonntag, 29. Oktober 2023 - Freier Tag zur Erkundung von Hoi An; fakultativer Besuch in My Lai Die historische Handelsstadt Hoi An hatte sich im 17. und 18. Jahrhundert zu einem der geschäftigsten internationalen Handelshäfen Südostasiens entwickelt. Erstmals von den Portugiesen im 16. Jahrhundert kolonisiert, hat sie sich ihren mittelalterlichen Charme bis heute bewahrt, wobei viele der alten Gebäude hervorragend erhalten sind. Der Tag steht Ihnen für eigene Erkundungen zur Verfügung. Sie können die Japanische Brücke oder einige der chinesischen Tempel und Versammlungshallen in der Altstadt besuchen. In dieser charmanten Stadt gibt es viele Geschäfte, Bars und Restaurants. Hier können Sie Souvenirs kaufen, sich Kleidung schneidern lassen oder einfach in einem Café am Flussufer das Treiben beobachten. Vielleicht möchten Sie einen fakultativen Ausflug zur Gedenkstätte des Massakers im Dorf My Lai unternehmen. Das Massaker war ein wichtiger Wendepunkt im amerikanischen Krieg, und die grausame Geschichte wird in einer sehr emotionalen Fotoausstellung erzählt. Eine andere Möglichkeit wäre ein Angelausflug in das Thu-Bon-Flussdelta, wo wir lernen, wie man mit einem traditionellen Wurfnetz fischt. Wir fahren mit dem Boot hinaus, treffen einheimische Fischer und probieren das Fischen mit dem Wurfnetz sowie die Bambuswinden aus, mit denen die riesigen Fallnetze aus dem Fluss gezogen werden. Wir haben auch die Gelegenheit, in einem vietnamesischen "Korbboot" hinauszufahren - ein rundes Boot aus Bambus, das zu rudern ein wenig Übung erfordert!
Hoi An ist eine schöne Stadt. Es gibt so viel zu sehen und so viel zu tun. Unsere Mitreisenden beschließen, mit dem Boot auf dem Fluss zu fahren, zu lernen, wie man Körbe herstellt und wie man fischt und sie wollen eine Fahrradtour machen.
Wir entscheiden uns für den Besuch des Dorfes My Lai und machen uns mit einem anderen Ehepaar auf die fünfstündige Rückfahrt im Minibus, um den Ort des Massakers zu besuchen.
Als wir My Lai erreichen, sind wir neben einer kleinen Gruppe skandinavischer Touristen die einzigen Besucher. An der Rezeption gibt es eine kleine Fotoausstellung mit Informationen über das Massaker. Einige Fotos sind in der ganzen Welt bekannt. Wir können auch Modelle des Dorfes und seiner Häuser vor und nach der Zerstörung sehen. Zu sehen sind auch Berichte einiger US-Soldaten, die versuchten, einzugreifen, um ihre Kameraden daran zu hindern Gräueltaten zu begehen.
Ein Video erklärt die Entstehung des Museums, das von einem der Überlebenden Jahrzehnte nach dem Massaker eingerichtet wurde. Sein Bild ist unten zu sehen (schwarz-weiß mit Regenschirm vor dem Hintergrund von Gräbern).
Augenzeugen und Überlebende werden gezeigt, wie sie das Museum besuchen und von ihren Erfahrungen erzählen. Der Film enthält eine berührende und spannungsgeladene Szene, in der ein ehemaliger US-Soldat My Lai Jahre später wieder besucht und mit den Gräueltaten konfrontiert wird, die er und seine Kameraden begangen haben.
In einem nahe gelegenen Tempel stehen die Namen der 504 Menschen, die an diesem Tag getötet wurden, auf einer großen Tafel.
Draußen kann man die Ruinen sehen, wo einst die Häuser standen. Kleine Tafeln geben die Namen und das Alter der in dieser Familie Getöteten an. Der Eingang zu einem Artillerieschutzbunker ist ebenfalls zu sehen. Ein Haus ist restauriert worden, um zu zeigen, wie die Familien in diesem Dorf lebten. An einem großen Baum ist eine Tafel angebracht, die besagt, dass er überlebt hat und Zeuge des Geschehens war.
Das Massaker von My Lai: Der Name My Lai ist wahrscheinlich vielen ein Begriff, selbst denjenigen, die nur Grundwissen über den Vietnamkrieg haben. Das Dorf wurde durch das brutale Vorgehen der US-Armee am 16. März 1968 gegen seine Bewohner zum Inbegriff amerikanischer Kriegsverbrechen im Vietnamkrieg. Es ging als Massaker von My Lai in die Geschichte ein. Hier ist ein Link zu weiteren Informationen über das My Lai Massaker von Britannica. https://www.britannica.com/event/My-Lai-Massacre
Hier ist ein Link zu einem deutschen Artikel in Geo. https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/vietnamkrieg-warum-das-massaker-von-my-lai-so-grausam-war-30175052.html
Daves Kommentar:
My Lai war der Ort und der 16. März 1968 war der Tag, der für immer als das berüchtigte Massaker von My Lai bekannt werden sollte, bei dem US-Soldaten 504 Zivilisten töteten. Unter den Opfern waren Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge. Einige der Frauen wurden von Gruppen vergewaltigt und ihre Körper verstümmelt. Es war das größte öffentlich bekannt gewordene Massaker an Zivilisten durch die US-Streitkräfte im 20. Jahrhundert. Sechsundzwanzig Soldaten wurden wegen Straftaten angeklagt, aber nur Leutnant Willian Calley, ein Zugführer, wurde verurteilt. Er wurde des Mordes an 22 Dorfbewohnern für schuldig befunden und erhielt ursprünglich eine lebenslange Haftstrafe. Er verbüßte nur dreieinhalb Jahre unter Hausarrest, nachdem US-Präsident Richard Nixon seine Strafe umgewandelt hatte.
Ich habe die Gedenkstätte My Lai vor 31 Jahren besucht und es war eine zutiefst verstörende Erfahrung, die sich bei meinem zweiten Besuch wiederholte. Bestimmte Elemente der Gedenkstätte haben sich im Laufe der Jahre verändert. Das Museum war größer geworden, ebenso wie die Bäume und Sträucher innerhalb der Gedenkstätte. Der Entwässerungsgraben und die Reste der Gehöfte sind noch vorhanden. Die kleinen Tafeln mit den Namen und dem Alter der getöteten Opfer sind geblieben.
Als wir wegfuhren, fühlte ich Traurigkeit, denn es waren nur eine Handvoll anderer Menschen auf dem Gelände, und ich hatte viel mehr Besucher erwartet. Der Vietnamkrieg, von den Vietnamesen "Amerikanischer Krieg" genannt, fand am 30. April 1975 ein jähes Ende. Damals rollten nordvietnamesische Panzer durch die Tore des Präsidentenpalastes in Saigon und beendeten damit den Vietnamkrieg. Das war vor 48 Jahren und unsere Generation erinnert sich noch lebhaft an diesen Krieg, da er in den meisten Nächten in den Fernsehnachrichten das Thema war. Die jüngere Generation kann in Geschichtsbüchern alles über den "Vietnamkrieg" bzw. den "Amerikanischen Krieg" nachlesen. Die heutige Generation kann die neuesten Konflikte und Kriege in Echtzeit in den 24-Stunden-Nachrichtenkanälen des Fernsehens und in den sozialen Medien verfolgen. Leider ist auch unsere Generation dabei, Teil der Geschichte zu werden.
Um unsere düstere Stimmung nach diesem Erlebnis aufzuhellen, schlendern wir nach unserer Rückkehr durch die schöne Stadt Hoi An. Wir spazieren am Fluss entlang, bewundern die historischen Häuser, die Tempel und die vielen Laternen und Ballons, die der Stadt vor allem nachts eine romantische Atmosphäre verleihen.

Tag 10: Montag, 30. Oktober 2023 - Besuch des antiken My Son; freier Nachmittag in Hoi An Einen weiteren Tag verbringen wir in dieser schönen historischen Stadt. Heute Morgen unternehmen wir einen Ausflug zu der heiligsten und eindrucksvollsten Stätte der vietnamesischen Cham, My Son. Die Cham waren dynastische Herrscher, die im Jahr 2 n. Chr. die Autorität Chinas ablehnten und ihr eigenes Königreich gründeten. Obwohl sie von den guten Seeverbindungen mit dem übrigen Südostasien profitierten, konnte das Innere des Königreichs nicht genügend Nahrung für eine starke Streitmacht liefern. 1 000 Jahre lang konnten sie die Angriffe der Vietnamesen und Chinesen abwehren, bevor sie im 15. Jahrhundert von den Vietnamesen besiegt wurden. Der Weg zu dieser Stätte führt langsam und holprig durch bewaldete Hügel, aber die Stätte ist sicherlich beeindruckend, mit mehreren Gruppen von Cham-Tempeln, die besichtigt werden können. Nirgendwo sind die feinen Maurerkünste der Chams so offensichtlich wie in My Son, obwohl ein Großteil der Anlage in den 1960er Jahren bombardiert wurde. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, um Hoi An weiter zu erkunden. Ein Kochkurs in einem der Restaurants von Hoi An ist eine beliebte Wahl, ebenso wie der Laternenbau-Workshop, in dem Sie lernen können, wie man die in Hoi An allgegenwärtigen Laternen herstellt. Der Strand ist nur eine kurze Taxifahrt entfernt. Alternativ kann man auch eine Bootsfahrt auf dem Fluss unternehmen, während die späte Nachmittagssonne das Flussufer beleuchtet. Heute ist mein Geburtstag!! Und noch dazu ein besonderer. 70 Jahre jung. Ich kann es nicht glauben. Das Alter ist nur eine Zahl und ich fühle mich nicht annähernd so. (Noch!) Jedenfalls wollten wir diesen besonderen Anlass stilvoll feiern und nach Vietnam reisen. Und hier sind wir nun.
Wir beschließen, einen gemütlichen Vormittag zu verbringen. Den geplanten Ausflug zu den vietnamesischen Cham-Tempeln, eine Autostunde außerhalb von Hoi An, lassen wir ausfallen. Stattdessen wollen wir weitere Sehenswürdigkeiten des schönen Hoi An erkunden.
Leider regnet es, aber das macht uns nichts aus. Das Hotel gibt uns große Regenschirme mit, und los geht's. Der Regen ist sowieso warm.
Diesmal wollen wir Hoi An bei Tag entdecken. Wir spazieren am Fluss entlang, bewundern die historischen Bauten und besuchen einige Tempel. Hoi An war vom 15. bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiger südostasiatischer Handelshafen. Wie durch ein Wunder blieb die Stadt von den Bombenangriffen während des "Amerikanischen Krieges" verschont, und die alten, charmanten, gelb gestrichenen Häuser und Gebäude sind erhalten geblieben. Entspannt und interessiert beobachten wir das Treiben in den Straßen.
Als wir über den Markt schlendern, tropft das Regenwasser von den behelfsmäßigen Planen, mit denen die Stände abgedeckt sind. Die Markthändler und ihre Kunden gehen unverdrossen ihren Geschäften nach. Aber wir haben genug von dem Regenwasser, das auf unsere Hälse tropft. Um dem Regen zu entgehen, besuchen wir ein paar der vielen Kleidergeschäfte. In Hoi An sieht man in fast jedem Haus jemanden mit einer Nähmaschine. Die Stadt ist bekannt für ihre geschickten Schneider, die anbieten, innerhalb eines Tages Kleidung für jemanden anzufertigen. Ich entscheide mich dagegen, da die Zeit knapp ist, kaufe mir aber ein Geburtstagsgeschenk, ein schönes dünnes Oberteil, das nicht zu viel Platz in meinem Gepäck einnimmt.
Wir besuchen auch einige Museen, zum Beispiel das Kultur- und Volkskundemuseum.
Besonders das Museum für traditionelle Medizin interessiert mich. Die traditionelle Medizin in Vietnam hat eine lange Geschichte. Sie ist von der traditionellen chinesischen Medizin beeinflusst, unterscheidet sich aber insofern von ihr, als sie in erster Linie frische oder getrocknete Kräuter und Pflanzen verwendet und nicht wie die chinesische Medizin komplexe Säfte braut, wie uns gesagt wurde.
Das Museum ist in einem typischen historischen Gebäude von Hoi An untergebracht. In den Räumen des Vorderhauses wurde eine traditionelle Medizinwerkstatt, wie sie typisch für Hoi An war, eingerichtet, einschließlich der Bereiche mit Schränken für Kräutermedizin, dem Ort für die Pulsdiagnose und dem Wartebereich für die Patienten. Der Innenhof dient zum Trocknen von Kräutern und zur Aufbewahrung von Medikamenten. Im Hinterhaus werden einige Methoden der Verarbeitung von Kräutermedizin vorgestellt. In den Räumen im Obergeschoss werden traditionelle vietnamesische Medizin, Werkzeuge, Geräte und Informationen ausgestellt und erläutert.
Das Museum ist interessant und ich hätte gern noch etwas mehr Zeit dort verbracht, aber wir haben eine Verabredung mit der Reisegruppe. Der Rest der Gruppe wird bald zurück sein, und der Reiseleiter hat Dave gebeten, dafür zu sorgen, dass wir um 12 Uhr mittags wieder im Hotel sind. Ich frage mich, warum? Um 12.30 Uhr erhalten wir einen Anruf, dass sie sich um eine weitere halbe Stunde verspäten würden.
Endlich kommen sie an, und ich werde mit einem Geburtstagslied, Blumen und einem schönen Kuchen beschenkt und zu meinem besonderen Tag beglückwünscht. Die meisten aus der Gruppe hatten mir schon beim Frühstück zum Geburtstag gratuliert, aber man kann nie genug Gratulationen und gute Wünsche haben. Ich teile den Kuchen an alle aus und er schmeckt köstlich.
Ich bin zufrieden mit meiner Geburtstagsfeier. Erst später erfahre ich, dass es ein kleines Problem gab.
Nicht mein Geburtstagskuchen

Offenbar hat unser Reiseleiter die Geburtstage verwechselt. Er hat im Bus "Happy Birthday, lieber James" gesungen, aber niemand hat mitgesungen, weil James nicht Geburtstag hatte, sondern ich und ich war ja nicht einmal da. Noch war ihm sein Irrtum nicht klar. Aber kurz vor der Rückkehr sagte er einem anderen Gruppenmitglied, dass sie bei einer Bäckerei vorbeifahren müssten, um den Kuchen abzuholen, den er für James zum Geburtstag bestellt hatte.

Ihm fiel die Kinnlade herunter, als ihm klar wurde, dass er einen Geburtstagskuchen für die falsche Person und mit dem falschen Namen bestellt hatte. Meine Geburtstagstorte hatte keinen Namen, aber dafür einige Gruppenmitglieder rote klebrige Finger. Um das wieder gutzumachen, wollte der Reiseleiter einen Blumenstrauß für mich besorgen. Das erklärt die Verzögerung. Was für eine schöne Geschichte. Diesen Geburtstag werde ich nie vergessen. Das war ein "running gag" für den Rest der Tour.
Cooking class
Aber das war noch nicht das Ende der Geburtstagsfeierlichkeiten. Später am Nachmittag haben wir einen Kochkurs, und der Gastgeber begrüßt uns mit einer Runde köstlichem selbst gemachten Reiswein, um auf meine Gesundheit anzustoßen. Wie schön! Bitte sehr!
Elf aus unserer Gruppe haben sich für diesen Kochkurs entschieden, der von dem berühmten Koch Hung Nguyen und seinem Team geleitet wird. Und nun sind wir bereit, einige sehr schmackhafte vietnamesische Gerichte zu kochen. Jeder Teilnehmer hat einen Herd vor sich stehen. Die Zutaten für jedes Gericht werden abgemessen, vorbereitet und stehen bereit. Der Meisterkoch erklärt die Zutaten und zeigt uns, wie man das Gericht zubereitet und kocht. Danach sind wir an der Reihe und er und seine Assistenten beaufsichtigen uns, das heißt, sie helfen uns bei der Zubereitung des Gerichts. Es macht Spaß, aber so sehr wir uns auch bemühen, das Gericht sieht nie so gut aus wie bei den Profiköchen. Trotzdem schmeckt es sehr gut.
Zuerst lernen wir, wie man vietnamesische gebratene Reispfannkuchen zubereitet, dann gegrillten Fisch im Bananenblatt und danach grünen Papayasalat mit Hühnchen und Gemüse-Frühlingsrollen. Nachdem wir jedes Gericht zubereitet haben, essen wir es sofort an unserem Tisch. Auf diese Weise müssen wir nicht hungrig bleiben und bis zum Ende des Kochkurses warten.
Am Ende des Kochkurses überreicht uns Chefkoch Hung ein kleines Büchlein mit den Rezepten für die Gerichte, die wir zu kochen gelernt haben. Das war eine tolle Erfahrung und alle nehmen sich vor, diese Gerichte auch zu Hause nachzukochen.
Wir bedanken uns bei unserem Chefkoch und machen uns auf den Weg durch den anhaltenden starken Regen. Der Plan war, den Tag mit einer Runde Geburtstagsdrinks in einer netten Bar ausklingen zu lassen, aber angesichts des starken Regens und der vielen tiefen Regenpfützen beschließen wir, die Drinks auf einen anderen Tag zu verschieben und uns auf den Heimweg zu machen. Trotz der Regenschirme kommen wir völlig durchnässt im Hotel an und hoffen, dass alles wieder trocken wird, bis wir am nächsten Morgen weiterziehen müssen.
Tag 11: Dienstag, 31. Oktober 2023 - Flug nach Ho-Chi-Minh-Stadt; Fahrt ins Mekong-Delta
Nach einer kurzen Fahrt zum Flughafen von Danang fliegen wir nach Ho-Chi-Minh-Stadt, von wo aus wir weiter in den Süden nach Ben Tre im Mekong-Delta fahren. Das Gebiet ist von üppigem und fruchtbarem Land umgeben und beherbergt kleine Dörfer und sich wiegende Kokosnusspalmen. Wir nehmen eine örtliche Fähre zu einem nahe gelegenen Dorf, das wir mit einer Rikscha erkunden. Später besteigen wir Sampans, kleine chinesische Holzboote, und fahren auf den engen Kanälen, die von der Hauptader des Mekong abzweigen. Nach dem Mittagessen in einem einheimischen Haus haben wir etwas Zeit zur freien Verfügung, um die Gegend weiter zu erkunden. Schließlich kehren wir mit dem Boot nach Ben Tre zurück, wo wir in einer einheimischen Gastfamilie übernachten, die über Gemeinschaftseinrichtungen und Schlafsäle verfügt.
Um 5 Uhr erhalten wir einen Weckruf von der Hotelrezeption. Wir sind bereits wach, da wir um 5.15 Uhr mit Gepäck in der Lobby sein müssen. Unser Bus bringt uns zum eine Stunde entfernten Flughafen Da Nang, um unseren frühen Flug nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu erreichen. Während wir am Flughafen warten, beschließen wir zu frühstücken und packen voller Vorfreude unser Frühstückspaket aus, das wir vom Hotel bekommen haben. Da wir an das normalerweise ausgezeichnete und reichhaltige Hotel-Frühstück gewöhnt sind, sind wir etwas enttäuscht, als wir nur altes Brot, ein gekochtes Ei und eine Banane vorfinden. Macht nichts. Der köstliche heiße Tee aus einem der Cafés und ein paar übrig gebliebene Reiscracker machen das wieder wett.

Am Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt angekommen, bringt uns unser Bus ins Mekong-Delta. Die Fahrt dauert 2 ½ Stunden. Das Mekong-Delta ist die Region im Südwesten Vietnams, in der der lange Mekong-Fluss, der seinen Ursprung in Tibet hat, in das Südchinesische Meer fließt. Dabei bildet er ein Netz von vielen kleinen und großen Nebenkanälen oder Flüssen mit vielen kleinen und größeren Inseln. Das Mekong-Delta ist eine wichtige Quelle für die Landwirtschaft und die Aquakultur des Landes. Aber die Größe der vom Wasser bedeckten Landfläche hängt von der Jahreszeit ab. Viele Inseln und landwirtschaftliche Flächen werden immer häufiger überschwemmt, was auf den Anstieg des Meeresspiegels infolge des Klimawandels zurückzuführen ist. In vielen Gebieten ist die Errichtung eines Deichsystems geplant, um die Überschwemmungen einzudämmen.
Mit dem Boot den Mekong River hinunter. Re: Überflutung auf der Insel
Unser Ziel ist der Bezirk Ben Tre. Am Flussufer steigen wir in ein Langboot und fahren den Mekong hinunter, vorbei an vielen kleinen Inseln und Wasserstraßen, bis wir zu einer kleinen Insel namens Xa Tam Hiep kommen. Hier wird unsere Unterkunft für diese Nacht sein. Wir fahren um die Insel herum und ich kann meine Enttäuschung kaum verbergen.
Die Insel sieht ziemlich trostlos aus. Die Flut lässt den Fluss regelmäßig anschwellen und viele Teile der Insel stehen dann unter Wasser. Um den ständigen Überschwemmungen entgegenzuwirken, wird derzeit auf Teilen der Insel ein Damm gebaut. Überall sind Kräne und Maschinen zu sehen. Die Insel ist isoliert und das gilt auch für die Inselbewohner. Einige Male am Tag gibt es eine Fährverbindung zum Festland, aber die letzte ist um 17.30 Uhr. Im Notfall kann es schwierig sein, einen Transport zu organisieren, vor allem wenn es stark regnet. Die Schule befindet sich auf einer anderen, größeren Insel und die Schüler müssen die Fähre nehmen, um zur Schule zu gelangen. Auf diesen kleinen Inseln gibt es nur wenige Arbeitsmöglichkeiten. Einige Familien bauen Gemüse, Bananen oder Kokosnüsse an. Aber das ernährt die Familien nicht wirklich. Kein Wunder, dass viele Inselbewohner das Mekong-Delta verlassen, um in den größeren Städten Arbeit zu finden. Erst vor kurzem haben einige Familien Geschäftsideen entwickelt wie z. B. die Beherbergung der wenigen Touristen, die für ein oder zwei Tage vorbeikommen, wie die Familie, bei der wir wohnen.
Eine andere Familie vermarktet Gelee, das sie aus grünen Blättern aus ihrem Garten herstellt. Wir sehen uns den Herstellungsprozess an und probieren das mit Zuckersirup gesüßte Ergebnis. Nicht schlecht. Es heißt Green Grass Jelly und soll sehr gesund sein und den Körper reinigen.
Produktion von grünem Gelee aus grünen Blättern gemacht.
Wir erfahren, dass die Inselbewohner auch die reichlich auf der Insel wachsenden Kokosnüsse optimal nutzen. In einer Produktionsstätte sehen wir zu, wie aus den Kokosnüssen verschiedene Produkte gewonnen werden. Das Wasser der grünen Kokosnuss wird zum Beispiel zum Trinken verwendet, während das Fruchtfleisch der reifen Kokosnuss zur Gewinnung von Kokosmilch und zur Herstellung von Kokosnusskuchen (eine Masse aus Sojabohnen und Kokosnussfleisch, die 20 Minuten lang in Bananenblättern gedämpft wird) verwendet wird. Die Schale wird für Schmuck und Kunsthandwerk oder als Brennmaterial verwendet.
Kleine Stücke von Kokosnussschalen werden in die Fischernetze gelegt, damit die Fische in einer frisch gereinigten Umgebung schwimmen und fressen können, bevor sie gefangen werden.
Die Asche der in einem riesigen Ofen verbrannten Schalen kann als Dünger verwendet oder zu medizinischen Zwecken vermarktet werden. Erstaunlich, nichts wird verschwendet.
Kokusnussverarbeitung: Nichts wird verschwendet.
Transport auf der Insel.
Angesichts der desolaten Situation, die wir bei der Ankunft auf der kleinen Insel vorfanden, sind wir überrascht, als wir in unserer Unterkunft ankommen. Das Haus ist ein großes, hölzernes Familienhaus, umgeben von einem großen Garten am Flussufer. Hier können wir uns ausruhen und den Blick auf den Fluss und den Sonnenuntergang genießen, indem wir auf Sesseln am Ufer des Flusses sitzen. Der Reiseplan versprach eine Unterkunft im Schlafsaalstil, und wir erwarteten entweder Etagenbetten oder, wie einmal im Norden Thailands, dass wir alle auf dem Boden eines Zimmers über dem Stall des Dorfes mit Schweinen und anderen Haustieren schlafen und uns mit Regenwasser aus einer Tonne waschen müssen.
Diesmal nicht! Wir haben schöne, modern eingerichtete Einzel- und Doppelzimmer mit großen Betten und Zugang zu einem kleinen Innenhof, in dem sich das Waschbecken, eine Außendusche und eine Toilette befinden. Die Toiletten und Duschen sind durch eine klare Glasfront vom Zimmer getrennt. So kann man den anderen beim Duschen zuschauen oder sie auf der Toilette sitzen sehen, es sei denn, man zieht es vor, einen Vorhang zu benutzen, um mehr Privatsphäre zu gewährleisten.
Bevor wir uns nachts unter unsere Moskitonetze ins Bett verkriechen, finden wir zwei kleine Frösche auf dem Boden, die sich irgendwie in unser Zimmer verirrt haben. David schnappt sie sich heldenhaft und bringt sie zurück in den Garten, wo sie hingehören.
Unsere Unterkunft: Da fühlen wir uns zu Hause
Die Familie füttert uns mit fantastischen Mahlzeiten. Mittags gibt es einen großen gebratenen Fisch, Tilapia. Uns wird gezeigt, wie man diesen Fisch isst: Man wickelt gebratene Fischstücke mit Kräutern, Salaten und anderen Zutaten in Reispapier ein. Danach gibt es wie üblich verschiedene Gerichte, darunter Gemüsesuppe, Reis und Gemüse und zum Abschluss eine Auswahl an frischem Obst.
Vor dem Abendessen sind wir zu einem weiteren Kochkurs in der Küche der Familie eingeladen. Wir lernen, wie man Frühlingsrollen für unser Abendessen zubereitet. Es handelt sich um eine andere Art als die, die wir in Hoi An gemacht haben. In der Ecke der Küche stehen ein paar große Gläser mit Obst, Gemüse oder Blumen, die in Reiswein eingelegt sind. Wir bekommen eine Kostprobe von einem der Gläser. Es sind Hibiskusblüten, die drei Monate lang in Reiswein eingelegt wurden. das Getränk sieht aus wie Rotwein und schmeckt gut. Man könnte sich daran gewöhnen. Dave bekommt endlich sein rotes 333er Bier, das er während unserer ganzen Reise gesucht hat. Er ist enttäuscht, denn es schmeckt nicht mehr so gut, wie in seiner Erinnerung von vor 31 Jahren.
Unser örtlicher Reiseleiter, der Sohn unserer Gastfamilie, bestätigt, dass die Zutaten für dieses Bier vor einigen Jahren geändert wurden und es nicht mehr so gut schmeckt. David ist zwar enttäuscht, aber dennoch erfreut, dass ihn seine Erinnerung nicht getrogen hat.
Der Rest des Abendessens besteht wie üblich aus mindestens sechs weiteren köstlichen Gerichten, darunter süße Gemüsesuppe, Huhn mit Zitronengras und ein paar Gemüsesorten mit Reis. Lecker.
Köstliches Essen und Getränke
Danach ruhen wir uns auf der Veranda aus, lauschen den Geräuschen der Tierwelt im Garten und beobachten die Sterne. Der laute Karaoke-Lärm, den wir am frühen Abend vom Nachbarn hörten, hat schon lange aufgehört. In der Gemeinde hat man sich darauf geeinigt, den Lärm ab 18.30 Uhr zu drosseln, um die Nachbarn nicht zu stören. Ich bin beeindruckt.
Tag 12: Mittwoch, 01. November 2023 - Kreuzfahrt durch das Mekong-Delta, anschließend Fahrt nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Wir verbringen den Vormittag damit, die Kanäle des Mekong-Deltas zu erkunden, treffen einige hart arbeitende Einheimische und haben vielleicht Zeit, die Kokosnussverarbeitung und den Handel zu beobachten. Wir haben auch die Möglichkeit, den Kanal zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Später fahren wir zurück nach Ho Chi Minh Stadt. Am nächsten Morgen gibt es frisch gebackenes Baguette nach französischer Art, Omelett, echten Kaffee und grünen Tee, Bananenbrot und einige klebrige, geleeartige Kuchen zum Frühstück. Obwohl wir überzeugt waren, dass wir nach dem opulenten Abendessen keinen Hunger mehr haben würden, greifen wir am nächsten Morgen mit großem Appetit zu.
Danach ist es Zeit zu gehen. Wir bedanken und verabschieden uns von unseren freundlichen Gastgebern und dem örtlichen Reiseleiter und wünschen ihnen alles Gute für ihre Arbeit als Gastfamilie. Dann machen wir eine weitere Bootsfahrt, um die Kokosnussproduktionsanlage zu besichtigen, und fahren schließlich mit dem Boot zurück zum Festland, wo unser Bus auf uns wartet, der uns zurück nach Ho-Chi-Minh-Stadt bringt.
Vom Bus aus bewundere ich das Geschick der vielen Motorradfahrer auf der Autobahn und in den Straßen der Stadt, ihre schwere Ladung auszubalancieren.
Außer uns sind noch mehrere andere Explore! Tours zur gleichen Zeit in Vietnam. Manchmal begegnen wir ihnen. Im Mekong-Delta trafen wir zum Beispiel eine Reisegruppe, die wir "Foodies" nannten. Ihre Tour ist der Erkundung der vietnamesischen Küche gewidmet. Sie gehen auf die Märkte in verschiedenen vietnamesischen Regionen, kaufen die typischen Lebensmittel und lernen dann, wie man sie zubereitet. Das klingt nach einer spannenden Tour; vielleicht hätten wir das auch machen sollen. Nächstes Mal? Aber manchmal müssen sie morgens sehr früh aufstehen, um auf den Markt zu gehen und frische Produkte zu kaufen. Definitiv ein Nachteil!
Im Zug nach Hue und Hoi An begegneten wir einigen Leuten, die an einer Explore! Radtour teilnehmen. Das hört sich auch interessant an, da man in einem anderen Tempo unterwegs ist und mehr von der Landschaft mitbekommt. Allerdings macht das wilde Treten in die Pedale bei dieser Hitze vielleicht nicht so viel Spaß.
Daves zusätzliche Kommentare zu Saigon
Im Dezember 1992 war ich zuletzt in Vietnam und fast 31 Jahre sind eine lange Zeit. Damals hatte Vietnam erst kurz zuvor seine Grenzen geöffnet und die Gruppe, mit der ich reiste, war eine der ersten Touristengruppen, die einreisen durften.
Nach dem Ende des Vietnamkriegs 1976 konnte man zwar nach Vietnam reisen, aber es gab nur wenige Touristen, da die touristische Infrastruktur damals fast nicht existierte. Es dauerte weitere zehn Jahre, von 1986 bis Anfang der 90er Jahre, bis der Tourismus zu einem bedeutenden Teil der vietnamesischen Wirtschaft wurde. Dass nur wenige Touristen nach Vietnam reisten, änderte sich Anfang der 90er Jahre, als die Regierung die Einreisebestimmungen modifizierte, wodurch die Einreise für internationale Besucher einfacher wurde. Ab diesem Zeitpunkt begann eine neue Ära: Das Land öffnete sich der Welt und die Entwicklung der touristischen Infrastruktur nahm Fahrt auf.
1995 besuchten nur 1.351.000 ausländische Touristen Vietnam. Die Zahl der ausländischen Touristen stieg kontinuierlich bis zum Jahr 2019 auf 18 Millionen jährlich. Aufgrund der Covid-Pandemie brach der Tourismus, wie in vielen anderen Ländern auch, zusammen und steigt nun langsam wieder an. Touristen, die nach Vietnam kommen, geben pro Tag etwa 117 US-Dollar aus, so dass der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle darstellt, wenn die Zahlen wieder ansteigen.
Mein erster Eindruck vom Saigon des Jahres 2023 ist die Größe dieser Stadt im Vergleich zum Zeitpunkt meines ersten Besuchs in Vietnam. Die Fahrräder von 1992 waren durch Motorräder und Motorroller ersetzt worden und die Verkehrsüberlastung stellt nun ein großes Problem dar, vor allem während der morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten.
Rote Ampeln werden häufig ignoriert. Ladenbesitzer vermieten Bürgersteigflächen vor ihren Geschäften an die Fahrer der Motorroller oder Motorräder. Die Verkehrsüberlastung ist so groß, dass Roller- und Motorradfahrer die Bürgersteige als Abkürzung nutzen, um den stehenden Verkehr an Kreuzungen zu umgehen. Ich habe sogar ein Auto gesehen, das auf dem Bürgersteig fuhr, obwohl das natürlich auch in Vietnam verboten ist.
Das Überqueren einer Straße ist ein Albtraum, bis man sich die vietnamesische Methode angeeignet hat. Man läuft einfach in den Verkehr hinein und die Auto-, Motorroller- und Motorradfahrer fahren wie von Zauberhand um einen herum. Wenn man das woanders versucht, wird man angehupt und beschimpft.
Das berühmte Rex Hotel gibt es immer noch, wie ich feststelle. Wir sitzen in der Dachgartenbar im 5. Stock und bestellen zwei 'Five O'Clock Follies'. Dieser Drink ist geschichtsträchtig, wie die Cocktailkarte verrät: "Während des Krieges hielt das US-Militär täglich Pressegespräche in der Bar des Rex Hotels ab. Diese Veranstaltungen wurden immer ausgelassener, je größer die Kluft zwischen der düsteren Realität des Krieges und den offiziellen Militärberichten wurde. Reporter gaben den Briefings den Spitznamen "The Five O'Clock Follies", ein nachmittägliches Ritual, bei dem Journalisten, Militärs, Diplomaten und Spione ein paar Cocktails genießen, den Sonnenuntergang bewundern und die zurückkehrenden Bomber beobachten konnten."
Heute sind die Bomber verschwunden, aber die atemberaubenden Sonnenuntergänge wären noch zu bewundern, wenn nicht Wolkenkratzer den Blick darauf und auf den knapp acht Kilometer entfernten Flughafen versperren würden.
Die 'Five O'Clock Follies' werden auch heute noch serviert, in Collins-Gläsern mit Eis, viel Wodka, Rum und Midori.
Wir besuchen die Dachbar des Rex und stoßen mit einem dieser Five O'Clock Follies-Cocktails auf all die berühmten Leute an, die hier übernachtet haben, darunter der berühmt-berüchtigte Graham Greene, ein Spion, der zum Schriftsteller wurde.
Tag 13: Donnerstag, 02. November 2023 - In Ho-Chi-Minh-Stadt erkunden wir Alt-Saigon und entdecken den Geheimwaffenbunker". Heute Morgen spazieren wir zu den zentralen Sehenswürdigkeiten von Alt-Saigon, dem heutigen Bezirk 1 von Ho-Chi-Minh-Stadt. Wir sehen die Kathedrale Notre Dame, das GPO-Gebäude und einige der alten französischen Kolonialhotels wie das Rex. Anschließend fahren wir zum Unabhängigkeitspalast (umbenannt in Wiedervereinigungshalle) und zum grafischen Museum für Kriegsrelikte. Heute Nachmittag lernen wir eine andere Seite von Ho-Chi-Minh-Stadt kennen, abseits der großen Sehenswürdigkeiten, wo wir einen Spaziergang durch die Hintergassen von Old Saigon unternehmen. Wir machen uns auf den Weg zum Distrikt 3 und biegen von der Hauptstraße in das Labyrinth der engen Gassen dieses belebten Viertels ab. Unser Spaziergang führt uns vorbei an baufälligen Schaufenstern, über lokale Märkte, auf denen alles Mögliche verkauft wird, von bunten Früchten bis hin zu Raubkopien von DVDs, und vorbei an Häusern, Kirchen und Schulen, die alle in die kleinen Gebäude gequetscht sind, die die engen Gassen säumen. Es ist eine faszinierende, untereinander vernetzte Gemeinschaft, die nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt ist, aber dennoch weit entfernt von den modernen Gebäuden und den Touristenströmen. Wir halten an einem einheimischen Stand für einen traditionellen vietnamesischen Kaffee (gebrühter Kaffee, der mit süßer Kondensmilch serviert wird), wo wir auch "Banh Mi" probieren können - eine vietnamesische Variante des einfachen französischen Baguettes - frisch gebacken und mit einer Kombination aus traditionellen und exotischeren, aromatischen Zutaten gefüllt. Der Spaziergang endet im so genannten "Geheimwaffenbunker". Ein kleines, unscheinbares "Röhrenhaus" in einem ruhigen Viertel verbirgt eine Falltür im Boden, hinter der sich ein mit Gewehren, Granaten und Munition gefüllter Keller verbirgt. Der Bunker spielte eine Schlüsselrolle in der TET-Offensive von 1968; er war der Stützpunkt, von dem aus das "Team 5" des Vietcong seinen Angriff startete, und sein Standort wurde erst nach dem Ende des Krieges bekannt. Wir haben etwas Zeit, um das Haus und den Bunker zu erkunden, die mit ausgemusterten Waffen, Fotos, Zeitungsausschnitten und Erinnerungsstücken aus der Kriegszeit gefüllt sind. Wir sind schon früh am Morgen auf den Beinen, denn wir haben ein volles Programm. So viel zu sehen, so viel zu tun! So wenig Zeit! Wir beginnen mit einem Rundgang durch die Altstadt von Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt).
Die Kathedrale Notre Dame können wir nicht besichtigen, da sie derzeit wegen notwendiger Renovierungsarbeiten verhüllt ist. Aber das gegenüberliegende Gebäude, das Alte Postamt, ist geöffnet, und wir bewundern die original roten Telefonzellen und fühlen uns in die Vergangenheit zurückversetzt. Von einem riesigen Bild an der Wand aus beobachtet Ho Chi Minh die Menschen, die Briefmarken und Postkarten kaufen und Briefe aufgeben.
Während der Rest der Gruppe sich im Touristenladen des Postamts nach Souvenirs umsieht, suchen und finden wir in aller Eile die nahe gelegene berühmt-berüchtigte alte US-amerikanische Botschaft, die während des Vietnamkriegs Schauplatz mehrerer bedeutender Ereignisse war, insbesondere des Angriffs des Vietcong während der Tet-Offensive. Dies führte dazu, dass sich die öffentliche Meinung in Amerika gegen den Krieg wendete. Wir erinnern uns auch noch an die Bilder der Hubschrauber-Evakuierungen während des Falls von Saigon am 29. und 30. April 1975, nachdem die Botschaft endgültig geschlossen worden war. Das Gebäude ist immer noch vorhanden, aber es ist nicht mehr die Botschaft, sondern das US-amerikanische Generalkonsulat. Die neue US-Botschaft befindet sich in der Hauptstadt Hanoi. Danach besichtigen wir den Unabhängigkeitspalast, der heute auch Wiedervereinigungspalast genannt wird, und in dem der Präsident der damaligen Republik Vietnam (Südvietnam) residierte und arbeitete. Am 30. April durchbrach ein Panzer der nordvietnamesischen Armee das Tor, der Vietcong erklärte die Befreiung Südvietnams und beendete damit den Vietnamkrieg oder, wie die Vietnamesen sagen, den amerikanischen Krieg.
Heute ist der Palast ein Museum, in dem Besucher das Büro des ehemaligen Präsidenten, das Kabinettszimmer und seine Privatgemächer besichtigen können. Im Untergeschoss sind das ehemalige Kriegszimmer, Kommunikationsräume mit alten Computern und das Schlafzimmer des Präsidenten zu sehen. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich eine Aussichtsplattform über Ho-Chi-Minh-Stadt. Daneben steht ein Vietcong-Hubschrauber, der zur Erinnerung an den Tag der Befreiung auf dem Hubschrauberlandeplatz geparkt ist. Ein Bild des Vietcong-Kampfpiloten, der den Palast an diesem Tag bombardierte, ist stolz an der Wand angebracht.
Als Nächstes besuchen wir das Museum für Kriegsopfer. Früher hieß es Museum der amerikanischen Kriegsgräuel und Aggressionen. Im Jahr 1995 wurde es in einem versöhnlicheren Schritt in War Remnants (Kriegsopfer) Museum umbenannt. Es zeigt erbeutete Panzer, Hubschrauber, Kampfjets, Munition und andere Relikte aus dem Vietnamkrieg. Mehrere Fotoausstellungen informieren über einige der von der amerikanischen Armee begangenen Gräueltaten aus der Sicht der Kommunistischen Republik Vietnam. So sind beispielsweise amerikanische Soldaten zu sehen, die die einheimische vietnamesische Bevölkerung misshandeln und töten und ihre Leichen respektlos behandeln; man sieht Flugzeuge, die Agent Orange und andere chemische Entlaubungs-Chemikalien sowie Napalm über den Feldern und Dörfern versprühen; Fotos zeigen Massaker wie das des Dorfes My Lai, das wir besucht hatten.
Einem Fotografen der US-Armee, Ronald Haeberle, ist es zu verdanken, dass die Gräueltaten während dieses Massakers am 16. März 1968 der amerikanischen und weltweiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Er besaß eine zweite private Kamera und schaffte es, dass diese schrecklichen Bilder ein Jahr später in der Lokalzeitung seiner Heimatstadt am 20. November 1969 und am 5. Dezember 1969 im LIFE-Magazin veröffentlicht wurden. Einmal der Öffentlichkeit bekannt, trugen seine Bilder zu einem Wandel der öffentlichen Meinung über den Vietnamkrieg bei und lösten weltweit massive Proteste gegen diesen Krieg aus.

Eine Ecke des Ausstellungsraums ist den vielen Kriegsfotografen gewidmet, die während des Vietnamkriegs ihr Leben im Dienst verloren. Diese Sonderausstellung wurde auf Initiative von Tim Page erst kürzlich von einer Gruppe von Fotografen zu Ehren ihrer Kollegen zusammengestellt.
Ein ganzes Stockwerk ist den Auswirkungen und Nachwirkungen des Einsatzes von Agent Orange und anderen chemischen Entlaubungsmitteln sowie Napalm gewidmet. Der Anblick der ausgestellten Gräueltaten ist schrecklich und die Stimmung unter den Besuchern ist düster, aber der Anblick der Fotos der Opfer dieser gefährlichen Chemikalien dreht einem den Magen um. Schwer deformierte Kinder, die Jahre und sogar Jahrzehnte nach dem Krieg geboren wurden, sowohl in Vietnam als auch in den USA, von GIs, die mit diesen Chemikalien hantiert hatten ... Ich schalte die Kamera aus. Ich kann es nicht ertragen, solches Grauen voyeuristisch zu fotografieren.
Zurück im Bus ist die Gruppe in düsterer Stimmung und es fällt uns schwer zu verstehen, wieso Menschen anderen Menschen so etwas antun können. Wenn wir jedoch darüber nachdenken, lernen wir aus der Geschichte, dass wir nicht aus der Geschichte lernen, wie die Gräueltaten und Toten beispielsweise im gegenwärtig andauernden Konflikt im Nahen Osten zeigen.
Wir lernen einen Teil der Verteidigungsmaßnahmen des Vietcong gegen die amerikanischen Soldaten kennen.

Wir besuchen einen so genannten "Geheimwaffenbunker". Lange nach dem Krieg wurde bekannt (und zu einer Sehenswürdigkeit für Touristen), dass einige der unscheinbaren Häuser in ruhigen Vierteln in ihren Kellern versteckte Bunker hatten, in denen sie Gewehre, Granaten und Munition für den Vietcong lagerten. Wir haben die Möglichkeit, ein solches Haus zu besichtigen, den Bunker zu erkunden und einen Einblick in diese Art der Kriegsführung des Vietcong zu bekommen.
Zusätzliche Informationen
- Das Museum für Kriegsopfer
https://en.wikipedia.org/wiki/War_Remnants_Museum
https://www.lonelyplanet.com/vietnam/ho-chi-minh-city/attractions/war-remnants-museum/a/poi-sig/403144/357884
- Die Gefahren von Agent Orange und seine Auswirkungen auf Vietnam
Am 10. August 1961 begann die US-Armee mit der chemischen Kriegsführung in Vietnam. Zehn Jahre lang, von 1961 bis 1971, versprühte die US-Armee 80 Millionen Liter giftiger Chemikalien, davon 61 % Agent Orange, in einem Viertel der südlichen Region Vietnams.
Agent Orange hat den Menschen und der natürlichen Umwelt in Vietnam großen Schaden zugefügt. Die Ökosysteme wurden geschädigt und können nicht wiederhergestellt werden. Generationen von Vietnamesen haben aufgrund von Agent Orange körperliche und seelische Qualen erlitten. Die vietnamesische Regierung hat die Überwindung der Folgen von Agent Orange zu einer dringenden und langfristigen Aufgabe gemacht.
Es gibt drei große Dioxin-Hotspots in Vietnam, darunter der Luftwaffenstützpunkt Da Nang in Zentralvietnam, der Luftwaffenstützpunkt Bien Hoa in Bien Hoa City (25 km von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt) und der Luftwaffenstützpunkt Phu Cat in Qui Nhơn in Südvietnam.
Das vietnamesische Rote Kreuz schätzt, dass drei Millionen Vietnamesen von Dioxin betroffen sind, darunter mindestens 150.000 Kinder, die nach dem Krieg mit schweren angeborenen Behinderungen geboren wurden, was auf die giftige Chemikalie in Agent Orange zurückzuführen ist. Hunderttausende von US-Soldaten waren ebenfalls dem Gift ausgesetzt.
Hier ist ein Artikel eines Forschers aus dem Jahr 2016 über die anhaltenden Schäden durch nicht explodierte Bomben und chemische Waffen aus dem Vietnamkrieg. Der Vietnamkrieg ist vorbei, aber die Bomben bleiben.
Der Abschied beginnt
Dies ist unser letzter gemeinsamer Abend, denn acht Personen werden morgen Nachmittag ihre Explore-Tour fortsetzen und eine weitere Woche lang Kambodscha erkunden. Nach dem Besuch der CuChi-Tunnel wird der Bus sie zur kambodschanischen Grenze fahren. Wir müssen uns also schon jetzt verabschieden. Es war eine gute Gruppe; wir haben uns gut ergänzt, hatten ähnliche Interessen, spannende Gespräche und viel Spaß. Wir werden sie sicher vermissen. In den nächsten zwei Tagen werden wir nur noch zu fünft sein, was sich sehr seltsam anfühlen wird.
Nach einem guten Abendessen zeigt uns unser Reiseleiter das Nachtleben von Ho-Chi-Minh-Stadt. Bei einem Spaziergang entlang der Bar Street bewundern wir die vielen Clubs und Restaurants, in denen Frauen, Jungs und Ladyboys draußen tanzen, um Besucher anzulocken. Wahnsinn! Wir sind mächtig beeindruckt, aber es ist zu laut für uns "alte Leute". Also flüchten wir in eine ruhige Ecke, wo wir vor einer Bar sitzen, einen Drink genießen und das Treiben beobachten können.
Tag 14: Freitag, 03. November 2023 - Ab Ho-Chi-Minh-Stadt, Besuch der Cu-Chi-Tunnel Heute Morgen fahren wir kurz aus der Stadt hinaus zu den berüchtigten Cu-Chi-Tunneln, die eine unglaubliche unterirdische Kommandozentrale für 10.000 Vietcong-Truppen bildeten und eine wichtige Rolle bei der Tet-Offensive 1968 spielten. Die Stätte bietet einen faszinierenden Einblick in den Einfallsreichtum der Vietnamesen. Wenn Sie die klaustrophobischen Bedingungen, unter denen die Vietcong lebten, kennen lernen möchten, haben Sie die Möglichkeit, durch einen kleinen, speziell eingerichteten Abschnitt der Tunnel zu kriechen. Nach der Rückkehr nach Ho-Chi-Minh-Stadt steht der Rest des Nachmittags zur freien Verfügung.
Daves Kommentar:
Cu Chi-Tunnel.
Die Fahrt von unserem Hotel in Saigon zum 30 km entfernten Cu-Chi-Tunnelkomplex dauert ein paar Stunden in unserem Bus. Die Straßen sind wie vor 31 Jahren zur Hauptverkehrszeit verstopft, mit dem einzigen Unterschied, dass die Straßen heute besser sind.
Mit dem Bau der Cu-Chi-Tunnel wurde in den 1940er Jahren begonnen, und es dauerte über 2½ Jahrzehnte, bis ein dichtes Tunnelnetz entstand. Während des Krieges gegen die Franzosen dienten sie hauptsächlich der Kommunikation zwischen den Dörfern.
Im Jahr 1941 gründeten Ho Chi Minh und andere kommunistische Führer die Việt Minh. In den Jahren zwischen 1940 und 1946 erlebten die kommunistisch geführten Việt-Minh-Aufständischen, deren Ziel die Unabhängigkeit von Frankreich war, ihren Aufstieg. Während die Viet Minh in erster Linie eine politische Organisation waren, die für die vietnamesische Unabhängigkeit warben, waren die Viet Cong ausschließlich eine militärische Truppe, die im Süden operierte. Der Name Viet Cong leitet sich von "cong san Viet Nam" ab, was so viel wie vietnamesischer Kommunist bedeutet.
In den 1960er Jahren reparierten und erweiterten die Vietcong die Cu-Chi-Tunnel und nutzten sie als Mittel zur Infiltration von Geheimdienstagenten und Sabotageteams in das Herz von Saigon. Zu ihrer Blütezeit gab es in diesem Gebiet über 200 km Tunnel, von denen einige bis zur kambodschanischen Grenze reichten. Um eine Vorstellung vom Aufwand für den Bau des Tunnelkomplex zu haben, muss man wissen, dass ein Mann einen Tag brauchte, um einen Tunnel um einen Kubikmeter voranzubringen.
Der Vietcong lebte in diesen Tunneln, um die Bombardierung von oben zu überleben. Tief in den Tunneln befanden sich Krankenhäuser und komplexe Kommandozentralen, Küchen und Werkstätten zur Herstellung von Waffen sowie zur Reparatur von Schuhen; eben alles, was man zum monatelangen Überleben unter der Erde brauchte. Die Tunnel waren mit einfachen, aber tödlichen Metallstacheln und vergifteten Bambusspeeren versehen, um die amerikanischen GIs zu töten und zu verstümmeln, die als Tunnelratten bekannt waren, denn sie krochen durch den Tunnelkomplex und machten Jagd auf den Vietcong.
Im Januar 1963 errang der Vietcong seinen ersten militärischen Sieg gegen die südvietnamesischen Streitkräfte. Am 8. März 1965 gingen 3.500 US-Marines in Da Nang an Land, die erste Welle von US-Kampftruppen in Südvietnam, zusätzlich zu den 25.000 US-Militärberatern, die bereits vor Ort waren. Dies war der Beginn des Vietnamkriegs oder, wie die Vietnamesen es nennen würden, des amerikanischen Krieges.
In den 1970er Jahren erklärten die Amerikaner, dass die 420 Quadratkilometer des Cu-Chi-Bezirks "das am meisten bombardierte, beschossene, vergaste, entlaubte und allgemein verwüstete Gebiet in der Geschichte der Kriegsführung" seien. Ein großer Teil dieses Gebiets wurde mit Agent Orange besprüht - der giftigsten Substanz, die der Mensch kennt -, was den Dschungel in eine karge Wildnis verwandelte.
Ich überprüfe meine Notizen von meinem letzten Besuch. "Der Boden ist schlecht, und nichts scheint richtig zu wachsen. Dieses schlechte Wachstum spiegelt sich in den verwaschenen Farben der spärlichen Eukalyptushaine wider, die inzwischen wieder angepflanzt wurden." Was für einen Unterschied 31 Jahre machen! Jetzt sind die Eukalyptushaine üppig, grün und dicht. Die hohen Bäume in der Umgebung bilden ein dichtes Blätterdach und spenden Schatten vor der intensiven Sonne.
Der Cu Chi-Tunnel ist ein Opfer seines Erfolgs geworden. Als wir von der Hauptstraße abbiegen, gelangen wir auf einen riesigen Parkplatz, der mich an eine Autobahnraststätte erinnerte - und genauso belebt ist. Leute steigen in Busse ein und aus, eine Menge Menschen wuseln herum; überall gibt es Souvenirläden und einen großen Sanitärbereich.
Lan, unser Reiseführer, ruft uns zusammen und wir machen uns auf den Weg, das Gelände zu besichtigen. Wir folgen einer Reihe von Touristengruppen aller Nationalitäten und gelangen zunächst in einen unterirdischen Bereich, in dem auf Großbildfernsehern Videos in schlechter Qualität gezeigt werden. Anschließend werden wir über das Gelände geführt, während in der Ferne ständig Schüsse zu hören sind. Der Höhepunkt der Führung ist das Kriechen durch einen mehrere hundert Meter langen Tunnel, der für die Touristen vergrößert worden ist. Der Tunnel ist wohl auch desinfiziert und gelüftet worden, denn beim letzten Mal war die Luft abgestanden, als ich durch Staubwolken kroch, die von meinem Vordermann aufgewirbelt worden waren. Außerdem flogen Fledermäuse aus den Querschlägen des Tunnels.
Diesmal machen einige aus unserer Gruppe nicht mit, weil sie sich körperlich dazu nicht imstande fühlen oder klaustrophobisch sind. Wir anderen krabbeln auf allen Vieren durch den Tunnel und steigen über eine Leiter wieder aus. In der Ferne befindet sich ein Schießstand, auf dem Touristen gegen Bezahlung mit Waffen aus der Zeit des Vietnamkriegs schießen können. Neben dem Schießstand befindet sich eine riesige Cafeteria.
Danach machen wir uns auf den Weg zurück zum Parkplatz. Hier verabschieden wir uns von einigen unserer Mitreisenden, die zur nahe gelegenen kambodschanischen Grenze gefahren werden, um ihren kambodschanischen Führer für den nächsten Teil ihres Abenteuers zu treffen. Der Rest von uns wird in einen kleineren Bus verfrachtet und zu unserem Hotel in Saigon zurückgebracht.
Tag 15: Samstag, 04. November 2023 - Ende der Reise in Ho-Chi-Minh-Stadt Die Reise endet nach dem Frühstück in unserem Hotel in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Wir nutzen die letzten Stunden, um Saigon City und den Fluss zu erkunden und mit dem Aufzug zur Aussichtsplattform des Saigon Skydeck zu fahren.
Dann ist es an der Zeit nach Hause zu fahren.
Rückblickend
Hat uns die Tour gefallen? Hat uns Vietnam gefallen? Auf jeden Fall!
Die Tour war sehr gut organisiert. Sie war vollgepackt mit abwechslungsreichen und spannenden Aktivitäten. Wir haben in sehr kurzer Zeit sehr viel gesehen und gelernt. Manchmal war es eine Achterbahnfahrt des Programms, aber wir haben es genossen. Dave und ich sind erfahrene Individualreisende, die es gewohnt sind, ihre Reisen nach eigenem Gutdünken und in eigenem Tempo zu planen und zu organisieren. Manchmal ist es jedoch gut, sich zurückzulehnen und zu entspannen und jemand anderem das Planen und Organisieren zu überlassen. Wir waren etwas besorgt, dass der straffe Zeitplan nicht genug Raum für eigene Erkundungen des Landes nach eigenen Interessen lassen würde - aber es gab genug Flexibilität, um alle unsere Interessen unterzubringen. Wir hatten auch die Befürchtung, dass die Gruppe voller Nörgler sein könnte, die sich ständig beschweren und über alles meckern. Auch hier hatten wir Glück. Wir hatten eine tolle Gruppe, gut gelaunt und abenteuerlustig. Wir sind einfach gut miteinander ausgekommen. Es ist kein Zufall, dass wir Gebiete besuchen wollten, die mit dem Vietnamkrieg zu tun haben. Ich denke, das ist typisch für politisch denkende Menschen unserer Generation. In unserer Jugend marschierten wir gegen den Vietnamkrieg und wurden Teil der Antikriegsbewegung. Wir wuchsen mit Bildern und Fotos über die Gräueltaten des Krieges auf. Wir sahen hervorragende Antikriegsfilme wie Platoon, Apocalypse Now, Good Morning Vietnam und The Quiet American. Wir kamen gut vorbereitet und gut informiert (über den Krieg) nach Vietnam und waren begierig darauf, durch den Besuch der Stätten noch mehr darüber zu erfahren. Und es ist gut für Vietnam, die Erinnerung aufrechtzuerhalten und künftige Generationen an die Gräueltaten zu erinnern. Wie die Vietnamesen sagen: Wir vergeben, aber wir vergessen nicht.
Was wir auch gelernt haben, ist, dass sich Vietnam weiterentwickelt hat. Der Krieg liegt fast 50 Jahre zurück, mindestens zwei Generationen, in der Zeit der (Ur-)Großeltern. Die jüngeren Menschen sind nicht mehr daran interessiert, über den Krieg zu sprechen. Sie haben ihre eigenen Interessen und Probleme, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Leider war die Zeit zu kurz, um ein tiefes Verständnis dafür zu bekommen, welche Träume, Sorgen, kulturelle oder wirtschaftliche Entwicklung die vietnamesische Bevölkerung jetzt durchmacht. Aber wir können die lebendige Atmosphäre und den enormen Fortschritt des Landes sehen und spüren. Vietnam hat eine sehr junge Bevölkerung. Laut der Volkszählung 2019 sind 21 % der Bevölkerung (20,4 Millionen) junge Menschen zwischen 10 und 24 Jahren. Dies erklärt die Bereitschaft zu wirtschaftlichem Fortschritt und Entwicklung.
Beim Anblick der vielen Hochhäuser und der vielen Produktionslinien für Produkte, die in westliche Länder exportiert werden, kann man leicht vergessen, dass Vietnam ein kommunistisches Land ist. Wir frei und individualistisch denkenden "Westler" mögen viele Dinge nicht verstehen oder gutheißen wie z. B. das Einparteiensystem oder die staatliche Kontrolle in vielen Bereichen des Lebens. Vietnam hat jedoch bewiesen, dass es seinen eigenen Weg geht. Die besten Beispiele dafür sind die Umverteilung von landwirtschaftlichen Nutzflächen in Privatbesitz in den 90er Jahren und die Öffnung für Unternehmen und den Handel mit anderen Ländern sowie der wachsende Tourismus, die dazu beigetragen haben, die Wirtschaft des Landes zu sanieren.
Das vietnamesische Volk ist tolerant gegenüber anderen Ländern und anderen Kulturen, so sagt man uns. Im Gegenzug wollen sie, dass andere Länder ihnen gegenüber tolerant sind, d. h. akzeptieren, dass sie Dinge auf eine andere Art und Weise tun, nämlich auf die vietnamesische Art.
Das können wir voll und ganz verstehen und befürworten.

Wir sind am Ende unseres Vietnam-Abenteuers angelangt. Wir fragen uns, was als nächstes kommt.
Lisa und Dave
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