Bali Forever - eine mysteriöse Geschichte
- anon
- 20. Nov. 2022
- 10 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli 2023

(SAU/IDN) Riad, Saudi-Arabiens Hauptstadt, ist für Besucher eine kurze Zeit faszinierend, aber bei einem längeren Arbeitsaufenthalt vermisst man nach einer Weile den unkomplizierten und freien Lebensstil des Westens dann doch sehr. Kein Alkohol, keine Kinos, keine Bars, die einheimischen Frauen bis zur Unkenntlichkeit verschleiert und die Mutabas, die Religionswächter, immer auf der Suche nach Sündern, die gegen die einheimischen Sitten verstoßen.
Nach ein paar Monaten findet man sich mit der Situation ab und nach etwas längerer Zeit hat man sich daran gewöhnt und ist in gewisser Weise in dieser Gesellschaft angekommen. Dann lässt es sich in Riad besser leben als in manch anderen westlichen Großstädten.
So ging es mir und so ging es meinem deutschen Kollegen Walter (Name vom Erzähler geändert). Sieben Jahre lebten wir in Riad. In den ersten vier Jahren arbeiteten wir sogar für dieselbe Firma. Dann trennten sich unsere Wege. Ich war nicht traurig darüber, denn Walter war eine schwierige Persönlichkeit. Er arbeitete rund um die Uhr und schien auf den ersten Blick recht freundlich zu sein. Allerdings konnte er auch durchaus arrogant auftreten und es war ihm oft jede noch so schäbige Intrige recht, um Gelegenheiten zu seinem Vorteil zu nutzen.
Seine balinesische Frau Sindi (Name vom Erzähler geändert) hielt es mit ihm in Riad nur ein knappes Jahr aus. Dann zog sie es vor, nach Bali zurückzukehren, wo sie im gemeinsamen Haus lebte. Walter kam mit der Fernbeziehung schlecht zurecht. Besonders abends stand er unter Strom. Er arbeitete noch mehr, betäubte sich mit Drinks und zog sich vom Freundeskreis immer mehr zurück.
Etwas quälte ihn, vielleicht eine Depression oder eine unbestimmte Angst. Wir drangen nicht zu ihm durch. Lediglich wenn er seinen Jahresurlaub auf Bali bei seiner Frau verbrachte, lebte er auf und der offensichtliche Leidensdruck schien von ihm zu weichen. Wir nahmen ihn dann immer etwas entspannter wahr, wenn er zurückkehrte.
So verwunderte es mich, als ich von einem Freund, mit dem er noch Kontakt pflegte, eine E-Mail weitergeleitet bekam, die Walter während seines Urlaubs in Bali abgeschickt hatte und die uns allen etwas seltsam erschien, besonders vor dem tragischen Hintergrund, worüber ich am Ende berichte.
Walters seltsame E-Mail:
Freund Hein von der Schippe gesprungen
In der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember gegen 04:30 Uhr sind meine Frau und ich nur ganz knapp Freund Hein von der Schippe gesprungen. Nur die Verkettung wirklich wundersamer Umstände hat uns das Leben gerettet. Und das kam so:
Wir hatten einen deutschen Freund im Haus, der am Sonntag abreisen sollte. Gegen Mitternacht sind wir dann noch zu einer kleinen Abschiedsfeier ins ,,Lips” gefahren. Sindi am Lenkrad des Toyota Corolla.
Weil es nach Tagen der Schwüle endlich vernünftig regnete, hielt President John das ,,Lips” noch etwas länger auf, um die Gäste nicht in den zwischendurch sintflutartigen Regen entlassen zu müssen, denn Taxen waren weit und breit nicht auszumachen.
Als gegen 04:00 Uhr früh der Regen dünner wurde, machten Sindi und ich uns auf den Heimweg, wobei wir meinten, dass der neue etwas längere Bypass zu unserem Haus sicherer wäre. Was auch anfangs sich bestätigte.
Nur: Nachteil dieses Entschlusses war, dass wir beide die Gegend und deren topologische Beschaffenheit noch nicht kannten. Und so passierte es.
Irgendwo in Kerborakan und das ist etwas nördlich von Kuta in Richtung Denpasar reichte das Wasser teilweise bis ans Bodenblech. Plötzlich stand dann mitten auf der Strasse vor uns ein Toyota Kijang: Beleuchtung an. Allerdings standen dessen Räder schon bis über die Gummierung im Wasser. Weil der Kijang sich nicht bewegte, sagte ich zu Sindi:
,,Mensch, der Karren ist stehen gelassen worden, sieh zu, dass wir auf der anderen Strassenseite vorbeikommen!”
Diese neue Strasse vor uns lag nämlich höher und war im Dunkel der Nacht ziemlich gut sichtbar. Was wir allerdings nicht wussten, war, dass hier die Strasse einen kleinen Nebenarm des grösseren Kerborakan Rivers kreuzt. Offensichtlich war diese relativ kleine Überführung bereits weggewaschen oder aber durchbrochen worden. Als wir dann am Kijang vorbeigezogen waren, begann unser Toyata plötzlich zu schwimmen und sofort beschleunigte uns eine gewaltige Strömung querab immer schneller in Richtung Fluss.
Mir war blitzartig klar: Die Strömung sucht immer den kürzesten Weg zum Meer, also raus, raus, raus aus dem Karren. Sindi schrie verzweifelt, ließ sich aber durch meine ruhige Stimme immerhin soweit beruhigen, dass sie die Kontrolle über den Toyota behielt und den Motor nicht abwürgte. Das war nämlich die Voraussetzung dafür, um in günstigem Moment die automatischen Fenster zu öffnen und den Wagen zu fluten für den Ausstieg. Und so riss uns die Strömung etwa 25 m den Fluss hinunter, bis der Toyota mit dem Heckteil erst gegen eine Hausmauer knallte, um dann auf irgendetwas im Wasser aufzusetzen. Später sollte sich herausstellen, dass das ein Motorrad unter Wasser war. Nun reichte das Wasser aussen schon bis Scheibenhöhe, und das Vorderteil mit uns und dem schweren Motor sackte relativ langsam ab, wobei das Heck auftrieb. Von den Schrammgeräuschen aus dem Chassies her wurde mir klar, dass sich nun die Verhakung auf dem Untergrund jeden Moment lösen würde. Also sagte ich, so ruhig ich eben konnte, zu Sindi: „It is time to leave the car now! Open your window”. Gottseidank lief der Motor immer noch, und das Fenster öffnete sich.
Sindi war auf der Seite stromabwärts. Ich schätzte, dass wir nur dort eine Möglichkeit hatten, die Tür aufzubekommen. Auf meiner Seite wäre das gegen den Druck der Strömung unmöglich gewesen. Das Wasser schoss ins Innere, über Sindis Schoss hinweg. Ich kletterte noch über meine Rückenlehne nach hinten, um dort das Fenster zu öffnen und eventuell den Mauersims etwa einen Meter über uns zu greifen. Aber das hintere Fenster ging nicht auf; der Motor hatte aufgehört zu arbeiten.
Mittlerweile reichte uns das Wasser im Auto bis zu den Hüften. Der Toyata begann, auf Sindis Seite zu kippen. Mit beiden Füssen stemmte ich Sindis Türe auf und liess mich langsam mit den Füssen voraus über Sindi hinweg von dem Wassersog hinausziehen. Und nun geschah etwas äusserst Wundersames.
Hinter dem Toyata auf Sindis Seite hatte sich ein Strudel gebildet. Der sog von der Mauerseite ein Metallgestell ganz langsam heran. Ein Gestell, wie es die kleinen Shops benutzen, um Flaschen mit Moped-Benzin zu lagern. Dieses Metallgestell gab meinen Füssen für einige Sekunden etwas Halt, bis es dann von der Strömung erfasst und unter meinen Füssen weggerissen wurde. Allerdings reichten diese Sekunden aus, um eine Hand frei zu bekommen, Sindi am Genick zu packen und sie kopfüber in das Wasser zu ziehen.
Den Toyota musste ich dabei loslassen und schon sausten wir flussabwärts. Dabei verlor ich erst den Halt an Sindis Genick und dann noch den Griff zu ihrem Ärmel. So schossen wir, ich weiss wirklich nicht wie weit, in rasender Geschwindigkeit stromabwärts.
Und wieder geschah etwas Wundersames: Plötzlich sah ich vor mir auf der linken Seite Büsche. Mein erster Gedanke war, sofort zu versuchen, in diese Richtung zu kraulen, um vielleicht einen Ast zu ergreifen. Und nach einigen gescheiterten Versuchen gelang mir das auch. Als ich dann nach rasender Drift flussabwärts wie ein Klammeraffe an einem relativ dünnen Zweig hing, das Hinterteil mit den wasserschweren Jeans nach unten, und nach etwas Sauerstoff schnappte, überkam mich zum ersten Mal wirkliche Panik: ,,Wo ist Deine Frau? Mein Gott, jetzt ertrinkt sie!” Meine Gedanken rasten: Lass’ doch einfach los, dann ist es vorbei, dann musst du diesen Schmerz nicht auch noch erleben!
Und da geschah wieder etwas Wundersames: Irgendwo über mir stromaufwärts hörte ich im dunkeln Sindis Stimme: ,,Walter, Walter, Where are you? I am alive, don’t worry!” Mein Gott! Das gab mir die neue Energie. Dazu muss ich meine Stellung in der reissenden Strömung beschreiben: Ich klammerte mich also mit beiden Händen an dem relativ dünnen Ast fest, der durch mein Gewicht rhythmisch unter Wasser schnitt und mir den Wasserschwall, der wegen der Moped Tankstellen mehr Öl als Wasser war, über den Kopf jagte. So hatte ich immer nur winzige Zeitfenster, um etwas Luft einzuholen. Und mir dämmerte: Lange machst Du das nicht mit.
Und wieder ein Wunder: Undeutliches Stimmengewirr von der Buschseite. Sindi schrie dauernd ,,Tolong sini, Tolong sini (Hilfe hier, Hilfe hier)”. Und ich brüllte – wann immer mein Atem es erlaubte:“ Tolong, ada orang dua (Hilfe, wir sind zu zweit)”.
Die Zeit wurde unendlich lang, weil ich in der Dunkelheit und mit dem Kopf meist unter der Gischt, nichts sah und auch nichts mehr hörte. Die Ohren waren ständig dem pulsartigen Wasserschlag ausgesetzt und schmerzten höllisch. Ich dachte nur: Schone deine Kräfte, lass’ nicht los!
Und dann spürte ich es, mehr als ich es hörte: Knack, Knack…! Der kleine Ast begann an der Astgabel zu spittern. Mein Gedanke: Du musst dich gegen die Strömung an die Astgabel heranziehen. Musst den Mutterast erreichen. Sonst ist es aus. Ich weiss wirklich nicht mehr, woher ich diese letzte Kraft noch nahm, um auch das zu bewerkstelligen.
Die neue Stellung war allerdings noch unangenehmer, weil dieser dickere Ast einen noch grösseren Schwall verursachte, so dass mein Kopf mehr unter Wasser schnitt als vorher. Ich hatte zwar jede Menge Ölwasser schlucken müssen, aber Gottseidank noch nichts in der Luftröhre, so dass ich keinen Hustenanfall bekam.
Ewigkeiten vergingen, bis ich plötzlich eine Stimme neben mir hörte: ,,Misterrr, perempuan sudah ada (Wir haben die Frau bereits)”. Mein Gehirn signalisierte: Jetzt erst recht festhalten, jetzt erst recht. Zum ersten Mal fühlte ich wieder warmes Blut in meinem Körper, und das Herz begann zu rasen vor Glücksgefühl.
Was ich dann später erfahren sollte: Sindi war etwa 30 Meter hinter mir etwas tiefer in die Büsche getrieben worden und konnte sich dort festhalten. An dieser Stelle konnten die Retter vom relativ festen Halt aus, dort war einer der vielen Tempel, ihr eine Bambusstange reichen und sie daran herausziehen.
Ich allerdings war – wohl durch mein grösseres Gewicht – weiter stromabwärts getrieben worden and relativ weit von bebautem Gebiet entfernt. Und hier wieder ein Wunder: Woher organisierten die Retter ein so langes Kunststoffsteil unter diesen Bedingungen? (Wie ich später sehen sollte, waren nämlich ihre eigenen Hütten etwa 1,50 m tief im Wasser und fast alles, was sie besassen, war vernichtet).
Jedenfalls ließen sich zwei der Balinesen an diesem Seil unter Lebensgefahr von der Strömung in meine Nähe treiben und zogen sich nun von Ast zu Ast in meine Reichweite. Und dann kam der Moment: Ich sah zwei ausgesteckte Arme von zwei Menschen und musste nun einfach einen Moment finden, um mich loszulassen. Um an diesen braunen Balinesenarmen Halt zu finden. – Es gelang. – Die Männer riefen mir mit Keuchen mit pfeifender Lunge zu: „Sindi masih hidup! Sindi Iebt!”
Der Rest war dann zwar Knochenarbeit, allerdings jetzt ohne Todesfurcht. Nach und nach zogen die Retter uns drei gegen die Strömung am Seil zum Tempel.
Der Toyota wurde erst tags darauf einen halben Kilometer weiter im Strom gesichtet. An Bergung ist erst zu denken, wenn die Regenfälle nachlassen und der Fluss wieder auf die normale Breite von einigen wenigen Metern zurückgeht.
Allerdings, heute am Sonntag, dem 2.Dezember 2001, um 17:00 Uhr balinesischer Zeit regnet es dann und wann immer noch.
Zum Schluss, lieber Leser, einige Reflexionen. Jeder der mich kennt, weiss, dass ich weder zum Aberglauben neige noch außergewöhnlich religiös bin. Kann mir jemand erklären, wie gerade in dieser Situation nur lebensrettende Bedingungen auf unserer Seite waren? Um nur die wichtigsten zu nennen:
1. Wer gab meiner indonesischen Frau Sindi die Eingebung, ausgerechnet seit vier Wochen vor meinem Besuch täglich die Kuta Gym aufzusuchen und Fitnesstraining zu machen? Das gab ihr ganz entscheidend die Kraft, diesem Inferno standzuhalten
2. Warum schmeckte mir in dieser Nacht im ,,Lips” der Alkohol überhaupt nicht, so dass ich nur mehr oder weniger widerwillig einige ,,Bintangs” auslutschte und angebotene ,,Jack Daniel’s” verschmähte? So war ich relativ nüchtern und auch mit fast 60 Jahren immerhin noch kräftig genug, um meinen Körper zu retten.
3. Warum lag da irgendetwas auf dem Grund, was unseren Toyata für ca. 1-2 Minuten am Boden festhielt und am Driften hinderte? Genau das erlaubte uns das Aussteigen
4. Wieso lief der Toyota Motor genau so lange, um noch die elektrischen Fensterheber zu betätigen?
5. Warum legte sich das Fahrzeug quer genauso zur Strömung, dass auf Sindis Seite kein Druck, sondern im Gegenteil der Sog eines Strudels die Öffnung ihrer Fahrertür erleichterte – wenn nicht gar erst ermöglichte?
6. Woher kam plötzlich das Metallgestell, das meinen Füssen während des Aussteigens für einige Sekunden Halt gab, um Sindi aus dem Auto zu ziehen?
7. Wieso wachsen ausgerechnet dort so viele Büsche, Bäume und Bambus?
8. Wieso waren gerade an dieser Stelle morgens gegen 04:30 Uhr so hilfsbereite Menschen in der Nähe?
9. Woher kam das ca. 20 Meter lange Seil für die Rettung her? So etwas ist bei armen Leuten ein unerschwinglicher Besitz!
Fragen über Fragen. Ich versuche gar nicht erst, nach Antworten zu suchen. Meine Einstellung zum Leben und zu Gott hat sich in dieser Nacht entschieden geändert.
Walter Bertram (Name vom Erzähler geändert),
Freund Hein gerade von der Schippe gesprungen.
Denpasar, am 2. Dezember, 2001 um 19:11 Uhr balinesischer Zeit.
Ein mysteriöses Ende
Als ich diese E-Mail erhielt, war Walter bereits tot. Er war zwei oder drei Tage, nachdem er seine wahrscheinlich letzte Nachricht abgeschickt hatte, gestorben.
Was genau passiert war, weiß ich nicht. Den spärlichen Informationen nach, die aus Bali bis zu mir durchsickerten, war er plötzlich schwer krank geworden. Vielleicht hatte er zu viel Schädliches oder sogar Giftiges im Fluss geschluckt. Schließlich hatte er ja selbst davon geschrieben, dass das Wasser wegen der überfluteten Tankstelle total mit Öl verseucht war, wahrscheinlich auch mit Benzin.
Es verbreitete sich das Gerücht, dass seine Frau verzweifelt versucht hatte, $10.000 USD für eine Behandlung in einer Klinik aufzutreiben, was ihr offenbar nicht gelungen war. Andere wiederum erzählten, dass seine Frau, da er in Bali offensichtlich nicht behandelt werden konnte, vergeblich versucht habe, ihn nach Deutschland ausfliegen zu lassen.
Tatsache ist, dass Walters Leben nach dieser großartigen Rettung aus dem Fluss dennoch nicht gerettet werden konnte. Er blieb in Bali, mit seiner neuen Lebenseinstellung, worin auch immer diese bestanden haben mag.
Nachwirkungen – Betroffenheit und Nachdenklichkeit
Der plötzliche Tod Walters war für uns alle in Riad ein Schock. Wir rätselten über die Todesursache, den plötzlichen Glauben Walters an eine höhere Macht, die Art der Veränderung, die er sich wohl vorgestellt hatte, die Ironie des Schicksals, nach dieser großartigen Rettungsaktion dann doch an einer mysteriösen Krankheit zu sterben, und wir gingen schließlich zur Tagesordnung über – nun eben ohne Walter.
Ich habe Walter nicht vermisst, aber ich denke noch heute immer wieder an seine letzte E-Mail, in der er seine Geschichte erzählt, nicht ahnend, dass das Leben für ihn keine Zukunft mehr bereit hielt.
Neben dieser rätselhaften Erzählung bewegt mich auch der Gedanke, wie es sich angefühlt hätte, nicht als Kontrahenten, sondern als Freunde ein Stück des Weges gemeinsam gegangen zu sein. (NS)
Anmerkung der Redakteurinnen
Für uns war es zuerst nicht ganz leicht, diese mysteriöse Geschichte einer Kategorie zuzuordnen. Eigentlich ist das ein klassisches Erlebnis, wie es das Leben oft bereit hält. Andererseits gibt diese Geschichte auch einen Einblick in einen ungewöhnlichen Lebensweg, der abrupt endet.
Walters Lebenskrise steuerte, so wie das der Erzähler beschreibt, eigentlich schon längere Zeit auf einen Höhe- bzw. Wendepunkt zu. Woher kam wohl seine ständige Unruhe? Sein Leben als Workaholic mit Drinks als Ausgleich? Er schien etwas zu kompensieren. War es Riad? Das fremde Land? Die fremde Kultur? Aber was war dann Bali für ihn als Deutscher? Neue Heimat? Vertrautheit und Geborgenheit? Aber auch davon war er die meiste Zeit seines Lebens abgeschnitten. Spürte er seine Entwurzelung und sah kaum eine Chance, wieder Wurzeln zu schlagen?
Als er nach überstandener Todesangst in den Fluten des Flusses gewahr wurde, dass er und seine Frau unglaublich großes Glück gehabt hatten, konnte er das nicht so stehen lassen. Eine höhere Macht musste dies alles glücklich gefügt haben. Wozu? Eine zweite Chance! Ein neues Leben! Eine Kehrtwende! Der wie auch immer geartete Weg aus der Krise war für ihn plötzlich erkennbar. Er fühlte offensichtlich wieder Zuversicht und Lebensfreude sowie das Bedürfnis, sich Freunden gegenüber zu öffnen und seine Einsichten mit ihnen zu teilen. Dies mutet fast biblisch an.
Wirklich tragisch ist, dass ihm keine Zeit mehr blieb.
Diese Geschichte hat uns jedenfalls daran erinnert, dass das Leben viele verschiedene rationale und irrationale „Schubser“ bereit hält, die uns vorwärts bringen können oder sogar sollen. Das kann eine psychische oder physische Krankheit sein, eine Begegnung, ein mühsamer Lernprozess oder eben auch ein glückliches oder schreckliches Erlebnis.
Selbst den relativ unbeteiligten Erzähler lässt diese Geschichte seit 20 Jahren nicht los.
Vielleicht möchten auch andere Leser von merkwürdigen, rätselhaften oder „schrecklich glücklichen“ Erlebnissen erzählen, die zu einer Wende im Leben geführt haben. Es wäre interessant, darüber zu lesen. Unser Blog steht euch zur Verfügung. (LL/TA)
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