Arbeit für Cinemobile bei einer Filmproduktion im Iran im Jahr 1975
- Dave Lowe
- 8. Dez. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juni 2023
Ich hatte in London für einen Filmausrüstungsverleih namens Lee Electric gearbeitet und hielt gerade Ausschau nach neuen Projekten, als mich ein Freund anrief und mir ein Jobangebot machte. Dieser Freund arbeitete für einen amerikanischen Filmausrüstungsverleih namens Cinemobile, der in den Pinewood Film Studios am Stadtrand von London ansässig war.
Cinemobile hatte mehrere speziell für Filmproduktionen angefertigte Fahrzeuge. Eines davon war auf das Fahrgestell eines deutschen Neoplan-Reisebusses montiert und in seinem Inneren befanden sich ein Generator und mehrere Abteile für die Unterbringung von Kameras, Ton- und Beleuchtungsausrüstung.
Eine iranisch-amerikanische Koproduktion hatte Cinemobile beauftragt, die Ausrüstung für einen Film im Iran zu liefern. Sie brauchten jemanden, der zusammen mit meinem Freund an dem Cinemobile arbeiten sollte. Ich nahm das Jobangebot an und kurz darauf flogen wir nach Teheran, um das Team der Koproduktion zu treffen. Das Fahrzeug wurde auf einen Tieflader verladen und von einer Spezialfirma auf dem Landweg nach Teheran gebracht.
In Teheran trafen wir uns mit der Produktionsfirma, um die Logistik der Filmproduktion und unsere Aufgaben zu besprechen. Wir waren verantwortlich dafür, dass das Cinemobil samt Equipment funktionsfähig vor Ort war.

Die meisten Drehorte würden sich in der Wüste im Südosten des Iran befinden. Das Filmteam wählte die Stadt Bam als Basisstandort, da es dort Geschäfte und andere Einrichtungen gab. Außerdem konnte sich die Filmcrew so von der rauen Realität der isolierten Wüstenstandorte erholen, an denen wir arbeiten würden. Die Stadt Bam liegt in der Provinz Kerman im Südosten des Iran und ist die letzte größere Stadt vor der pakistanischen Grenzstadt Zahedan. Die Entfernung zwischen Bam und den Filmstandorten nahe Zahedan betrug etwa 500 Meilen/800 km. Die Fahrt dorthin dauerte zu dieser Zeit aufgrund der Straßenbeschaffenheit unverhältnismäßig lange.
Wir brauchten auch einen Übersetzer, denn die örtlichen Techniker der Crew, die für die Teheraner Filmproduktionsfirma arbeiteten, und viele der uns assistierenden Studenten der örtlichen Universität konnten kein Englisch.
Im Iran von 1975 ging nichts ohne die Genehmigung der iranischen Geheimpolizei, der Savak. (Die Savak umfasste die Geheimpolizei, die innere Sicherheit und die Nachrichtendienste). Daher mussten wir als Teil der Koproduktionsvereinbarung ein Mitglied der Savak auf der Gehaltsliste haben, das ein wachsames Auge auf uns hatte. Er war sehr nett, aber jeder war vorsichtig mit dem, was er sagte, wenn der Mann vom Geheimdienst in der Nähe war. Er war auch als Vermittler zwischen der amerikanischen Crew und den örtlichen Drogenhändlern nützlich. Die Drogenpolitik des Iran war zu dieser Zeit kompliziert. Einerseits konnten die strengen Drogengesetze den weit verbreiteten traditionellen Opiumkonsum der örtlichen Bevölkerung nicht eindämmen. Andererseits wollte der iranische Staat am Monopol des Opiumanbaus im Iran profitieren.
Der Transport der Ausrüstung von Teheran nach Bam und dann weiter zu den Drehorten in der Wüste und wieder zurück war wichtig für den Erfolg der Filmproduktion. Mein Freund und ich wechselten uns beim Fahren des Cinemobils ab. So auch als wir von Teheran in Richtung Bam aufbrachen. Die Techniker der Filmcrew, unser Dolmetscher und der Geheimpolizist folgten in ihren Autos. Wir waren einige Tage unterwegs und übernachteten in verschiedenen Hotels oder Gasthöfen am Straßenrand, da die Entfernung zwischen Teheran und Bam etwa 750 Meilen/1200 km betrug.
Die Straßenverhältnisse waren sehr gewöhnungsbedürftig und das Fahren war manchmal eine Herausforderung. Eigentlich muss man die Straßen selbst befahren haben, um zu verstehen, warum es so lange dauerte, nach Südosten zur pakistanischen Grenze zu kommen. In unregelmäßigen Abständen mussten Umwege gefahren werden, um das unwegsame Wüstengelände zu überwinden. Konvois internationaler Lastwagen, die von und nach Pakistan unterwegs waren, hatten in die staubige Wüstenstraße Spuren gegraben, die wiederum während der Regenfälle in tiefe Spurrillen verwandelt worden waren. Nach den Regenfällen wurden diese Spurrillen durch die Sonne und die Sommerhitze hart wie Beton.
Es gab auch noch andere Gefahren. So konnten örtlich begrenzte Sturzfluten die Straßen wegspülen. Was zurück blieb, waren Steine, Geröll und Teerreste. In solchen Fällen haben die Lastwagenkonvois durch ihr Gewicht den verbleibenden Untergrund auf der ehemaligen Straße so lange zermalmt, bis er zu Schotter wurde.
Auf der Fahrt von Bam zu unseren Drehorten in der Wüste kam ich mehrmals an einer bestimmten Stelle vorbei und konnte beobachten, wie eine kleine Spurrille in der Straße mit der Zeit zu einem zehn Meter breiten und über einen Meter tiefen Krater anwuchs. Es war faszinierend zu beobachten, wie diese internationalen Lastwagen langsam fuhren, bevor sie wie ein riesiges prähistorisches Monster schwankend in diese Krater hinabtauchten und sich dann langsam auf der anderen Seite wieder auf die Straße kämpften.
Manchmal war die Straße sogar so schlecht, dass die Lastwagen eine ganze Strecke durch den Wüstensand an der Seite zurücklegen mussten, bevor sie wieder auf die eigentliche Straße gelangen konnten.

Das Fahrgestell des deutschen Neoplan-Reisebusses unseres Cinemobils war schwer, hatte eine Luftfederung und eine geringe Bodenfreiheit. Deshalb mussten wir extrem vorsichtig fahren und zeitraubende Umwege um die ausgewaschenen Straßenabschnitte machen. Wir wurden nur einmal überrascht, und zwar bei unserer ersten Fahrt von Teheran nach Bam.
In der Mittagshitze flimmerte die Luft und wir sahen den Krater zu spät. So ein Monsterfahrzeug wie das Cinemobil kann man nicht plötzlich abbremsen. Auch das Steuer herumzureißen wäre zu gefährlich. Daher rollten wir zu schnell in den Krater. Eine Tür des Kinomobils brach auf und mehrere Teile der teuren Kameraausrüstung fielen heraus. Wir mussten stundenlang graben, um das Cinemobil wieder herauszuholen. Nach diesem Erlebnis haben wir die Türen vorsichtshalber immer doppelt oder dreifach gesichert und besonders gut auf die Straße geachtet, vor allem mitten am Tag, wenn uns die Sommerhitze schläfrig gemacht hat.
Rückblickend sind wir mehrmals zwischen Teheran und Bam hin- und hergefahren, weil die amerikanische Seite der Koproduktion manchmal Geldprobleme hatte. Unter diesen Umständen war es für die Produktionsfirma billiger, uns nach Teheran zurückfahren zu lassen, die örtliche Crew zu entlassen und den Rest von uns in einem örtlichen Hotel unterzubringen, bis das Geld kam. Wenn das Geld dann eintraf und wir wieder bezahlt wurden, fuhren wir zurück nach Bam.
Besonders gut erinnere mich an eine dieser Fahrten, als der Winter allmählich in den Frühling überging. Wir steckten völlig im Wüstensand fest, wo die Sturzfluten die Straße weggespült hatten. Also stiegen wir aus, legten uns auf den Bauch und begannen, mit bloßen Händen die Räder vom Sand freizukratzen. Die iranischen Elektriker folgten uns in ihren Autos und wir forderten sie, in Ermangelung des voraus gefahrenen Dolmetschers, gestikulierend auf, uns zu helfen. Aber sie standen nur da und warfen ihre Arme wie wild hin und her, wollten uns aber nicht zu Hilfe kommen. Wir schrien und beschimpften sie und sie schrien zurück. Also kratzten wir beide bäuchlings weiterhin alleine den Sand weg, bis wir das Fahrzeug wieder bewegen konnten. Wir waren sehr wütend!
Am Abend beriefen wir eine Gruppenbesprechung mit dem Dolmetscher und den iranischen Elektrikern ein, um ihnen klar zu machen, dass wir alle als Team arbeiteten. Dazu würde auch gehören, das Cinemobile auszugraben, wenn es sich im Sand festgefahren hatte.
Das Treffen begann frostig. Wir erklärten ihnen, was wir von ihnen erwarteten, und sie erklärten, warum sie nicht geholfen hatten. Sie hatten geschrien und gestikuliert, um uns vom Graben abzuhalten. Aber warum? Sie wollten uns warnen. Die Stelle, an der wir wild im Sand gegraben hatten, war als ein Gebiet bekannt, in dem sich Schlangen in den Wüstensand eingraben, um in den Wintermonaten zu überwintern.
Das Bier an diesem Abend ging auf uns! (DL)
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